Architektur : 100 Stadthäuser innerhalb der vier Wälle
Krefeld Baulücken in der Innenstadt bieten das Potenzial, neuen individuellen Wohnraum zu schaffen. Eine Ausstellung zeigt die Möglichkeiten.
In der Krefelder Innenstadt gibt es auffällig viele Baulücken, die auch 75 Jahre nach Kriegsende immer noch nicht geschlossen worden sind. Andererseits fehlen in Krefeld langfristig mindestens 9000 Wohneinheiten. Manche Rechnungen gehen sogar von über 12 000 aus. Obwohl immer mehr Menschen in die Stadt ziehen wollen, ist das Wohnangebot begrenzt ebenso wie Flächen, auf denen neu gebaut werden kann. Dass es innerhalb der vier Wälle in Krefeld bislang nicht beachtetes Potenzial dafür gibt, beweisen Studenten der Fakultät für Architektur der Hochschule München in der am Donnerstag eröffneten Ausstellung „100 Stadthäuser in Krefeld“.
Ein Pendant zum Wohnen auf der grünen Wiese vor der Stadt
Anderthalb Tage lang im vergangenen Oktober haben 25 Studierende mit ihrem Professor Frederik Künzel im Rahmen eines Fachprojektes Krefeld besucht. Initiiert worden war das von der Krefelder Initiative „wirstadt.org“ gemeinsam mit dem Amsterdamer Architekturbüro Mir Architects von Claudia Schmidt, die zuvor in einer ersten Studie mehr als 100 Baulücken im Innenstadtbereich von Krefeld entdeckt und katalogisiert haben. „Die Innenstadt darf nicht ausbluten“, sagt der Krefelder Architekt Rainer Lucas von „wirstadt.org“, indem dort nur noch Arbeiten und Einkaufen möglich ist. Immer mehr junge, gebildete Bürger und Familien ziehe es zum Leben wieder in die Städte. Ihnen will die Initiative mit Hilfe der Studenten Anregungen für das Wohnen in der Innenstadt bieten und sie gleichzeitig auch nach Ladenschluss beleben. „Ein Pendant sozusagen zum Wohnen vor der Stadt“, so Lucas.
Das Krefelder Haus an heutige Wohnansprüche angepasst
Bei ihrem Besuch in Krefeld haben die Studierenden des Masterstudiengangs sich nach einer ersten Begehung für den östlichen Teil der Innenstadt als Projektraum entschieden, wo viele Kriegsschäden noch sichtbar sind, die Grundstücke kartiert und eine ganze Reihe von typischen Krefelder Häusern analysiert. „Sie haben sozusagen danach geschaut, ob eine gemeinsame DNA zu erkennen ist“, erzählt Claudia Schmidt. Dazu zählen eine durchlaufene Trauflinie (Tropfkante eines Daches), durchlaufende Fensterbänder und durchlaufende Sockel. Durch diese durchgängigen Linien entstehe ein sehr harmonischer und zusammenhängender Straßenraum.