Kostenspirale des Grauens

Fast schon hat man sich an die Hiobsbotschaften gewöhnt: Wo in Krefeld Kulturtempel saniert werden, wird es für den Steuerzahler deutlich teurer als geplant. Im Fall des Stadttheaters setzt sich eine Kostenspirale in Gang: Von 7,5 auf 8,8 auf über neun Millionen Euro - für private Hausbesitzer wäre das der wirtschaftliche Ruin.

Wer sein Heim renovieren möchte, geht anders an die Sache heran: Er klärt die Risiken ab, rechnet vorsichtig, baut keine Luftschlösser und hat ein scharfes Auge auf die Arbeiten - all dies in eigenem Interesse. Was in dieser Hinsicht in der Bauverwaltung schief gelaufen ist, bedarf genauer Aufklärung. Dass Altbauten bei der Sanierung unberechenbar sind, taugt nur bedingt als Entschuldigung - zu horrend sind inzwischen die Mehrkosten.

Dennoch ist es zu einfach, die Verantwortung allein bei den Baufachleuten zu suchen. Denn die Vorgabe, die sie aus der Politik erhalten haben, glich einer unlösbaren Rechenaufgabe. Das starre Limit von 7,5 Millionen Euro - ohnehin willkürlich festgeschrieben - hatte spätestens dann jede Gültigkeit verloren, als urplötzlich die Theaterfassade zu bröckeln begann. Was folgte, war Flickschusterei, um irgendwie mit dem Geld hinzukommen und nebenbei zumindest ein paar Euro in Verbesserungen für das Theater und sein Publikum zu stecken. Wie hart dieser Kampf war, zeigen die absurden Debatten um Besuchertoiletten, Aufzug und aktuell das Kassenhäuschen.

Um Desaster wie dieses zu vermeiden, braucht es künftig zweierlei: professionelle Projektsteuerung und den politischen Mut, Realitäten frühzeitig ins Auge zu fassen, statt sich später von ihnen überrumpeln zu lassen.

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