Bildung Mehr Krefelder Schüler sollen ihren Abschluss schaffen

Krefeld · Die Zahl der Schulabbrecher in Krefeld ist überdurchschnittlich hoch. Das Konzept, mit dem das Schuldezernat dem entgegenwirken will, setzt schon in den Grundschulen an.

 Das Konzept „Schulerfolg sichern“ setzt in der Grundschule an.

Das Konzept „Schulerfolg sichern“ setzt in der Grundschule an.

Foto: dpa/Daniel Karmann

174 Jugendliche haben im Schuljahr 2016/2017 eine Krefelder Schule verlassen, ohne einen allgemeinbildenden Abschluss gemacht zu haben. Bei 2160 Abgängern (im guten wie im schlechten Sinne) entspricht dies einer Quote von etwas mehr als acht Prozent. Im Land liegt der Wert laut der Statistikbehörde IT.NRW bei 5,7 Prozent, das heißt Krefeld liegt deutlich über dem Durchschnitt. Deshalb ist ein wesentliches Ziel des Konzepts „Bildung integriert“, die Zahl der Schulabbrecher zu senken.

Der Ansatz ist eng verbunden mit einem Blick auf den Arbeitsmarkt. Laut dem Bericht „Bildung in Deutschland“ lag die Arbeitslosenquote von Menschen ohne Berufsausbildung zuletzt bei 19 Prozent. Sie ist neun Mal höher als bei Menschen, die eine Hochschule absolviert, und knapp fünf Mal so hoch, wie bei Menschen, die eine Berufsausbildung vollendet haben. Ohne Schulabschluss ist es schwierig, eine Ausbildung zu beginnen, ohne Ausbildung vervielfacht sich das Risiko im beschriebenen Maße. Für Schulabbrecher „bleibt in der Regel nur der Bezug von Transferleistungen oder die Beschäftigung im Niedriglohnsektor“, heißt es im städtischen Konzept „Bildung integriert“. Dies wiegt in Krefeld umso stärker, als hier die Arbeitslosenquote um zehn Prozent liegt und diese einen hohen Sockel von Langzeitarbeitslosen beinhaltet.

Schlechtes Zeichen: Mehr als 100 Kinder wechseln die Schulform

Das Dezernat des zuständigen Beigeordneten Markus Schön hat zunächst die Faktoren ermittelt, die das Risiko steigern, dass ein Jugendlicher die Schule abbricht. Eine der zentralen Erkenntnisse: Es kommt entscheidend darauf an, dass Eltern die richtige Schulform wählen. Muss ein Kind eine Klasse wiederholen, führt das bereits zu Frustration. Muss es dann wegen anhaltender Probleme die Schulform wechseln, steht ein großes Motivationsproblem an, dass oft zu Schwänzen und bisweilen zum Abbruch ohne Abschluss führt.

Dass ein nennenswerter Anteil der Kinder die falsche weiterführende Schule gewählt hat, zeigt ein Blick in die Statistik des Schuljahrs 2017/2018: Nach städtischen Angaben haben damals 119 Kinder und Jugendliche gewechselt. Die höchste Zahl der Abgänge hatten die Gymnasien zu verzeichnen. 98 Schüler haben sie im genannten Jahr verlassen. Den größten Zuwachs verzeichneten die Realschulen mit einem Plus von 76 jungen Menschen. Damit ist das Problem verbunden, dass einem solchen Wechsel meist mehrere Jahre des Frusts und des Scheiterns vorausgegangen sind, die trotz und auch wegen des Wechsels prägend für die Betroffenen sind.

In den Mittelpunkt rücken daher die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungseinrichtungen. Kinder müssen gut auf den Umbruch, den die Grundschule mit sich bringt, vorbereitet werden. Eltern müssen vier Jahre später überprüfen, ob ihr Wunsch nach einem Platz im Gymnasium wirklich zu ihrem Kind passt. Dezernent Schön spricht in diesem Zusammenhang von einer Präventionskette. Sie soll dafür sorgen, dass alle die gleichen Bildungschancen erhalten und nicht durch eine Fehlentscheidung oder mangelnde Förderung Gefahr laufen, abzubrechen. Umgekehrt können Erfolgserlebnisse junge Menschen in der Spur halten oder in diese zurückbringen.

Das Konzept „Schulerfolg sichern“ setzt in der Grundschule an. Für diese wird ein Sozialindex ermittelt. Dazu zählen zum Beispiel die Fragen, wie hoch der Anteil Alleinerziehender ist, wie es um die Gesundheit der Kinder steht oder wie hoch der Anteil der Familien ist, die Sozialleistungen beziehen. Das Ergebnis der Studie wird nicht veröffentlicht, um die Anmeldezahlen nicht zu beeinflussen. Wohl aber soll es eine wichtige Rolle spielen, wenn Ressourcen und Personal verteilt werden. Wo mehr sozialer Handlungsbedarf ist, soll mehr investiert und eingesetzt werden. Krefeld braucht dafür auch die Unterstützung des Landes, das die Notwendigkeit bei seiner eigenen Statistikbehörde erfragen kann.

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