Kneipenszene: Großmarkt-Wirte in Bedrängnis

Eine Anwohnerin klagt dauernd über Lärm – das Ordnungsamt reagiert mit hohen Bußgeldern.

Krefeld. Die Herren von der Stadt stehen mit Vorliebe freitags und samstags auf der Matte. Höflich, aber bestimmt informieren sie die Gastronomen am Großmarkt, dass mal wieder eine Beschwerde vorliegt. Kurz darauf folgt der Bußgeldbescheid - eine Strafe im dreistelligen Bereich ist fällig.

Nach WZ-Informationen ist es seit Monaten immer die gleiche Anwohnerin, die sich bei der Stadt darüber beklagt, dass es am Großmarkt zu laut sei. Konkret richten sich die Beschwerden wohl gegen Gespräche, Musik und sogar an- und abfahrende Autos. Die Frau ist offenbar erst kürzlich in die Gegend gezogen, mag sich aber mit der dort seit Jahren ansässigen Kneipenszene nicht abfinden.

Die Gastwirte sind beunruhigt über die Entwicklung: Jahrelang hatten sie Ruhe vor den Behörden, heißt es, nun hagele es plötzlich Bußgelder. Offen reden mag darüber niemand: Wer den Mund aufmacht, fürchtet, erst recht ins Visier der Ordnungshüter zu geraten. "Dann stellen die bald fest, dass meine Handtuchhalter nicht die DIN-Norm erfüllen", sagt einer.

Dass ausgerechnet auf dem Marktgelände an der Oppumer Straße über Lärm geklagt wird, halten die Wirte für absurd. Schließlich sorgen neben der Hauptverkehrsader auch die ansässigen Betriebe zu jeder Tages- und Nachtzeit für einen gewissen Geräuschpegel. Dass ein paar Nachtschwärmer den Lärm für die Anwohnerin unerträglich machen, scheint ihnen wenig glaubwürdig.

Angesichts der Beliebtheit des Großmarkts als Treffpunkt wünscht sich einer der Wirte "eine deutliche Stellungnahme" der Stadt: "Wir verbessern die Lebensqualität in Krefeld, da muss es für die Rechte des Einzelnen eine vernünftige Grenze geben."

Die Stadt jedoch beruft sich auf die Rechtslage: "Der Großmarkt unterliegt wie auch das übrige Stadtgebiet der allgemeinen Überwachung sowie der Überwachung im Einzelfall", erklärt Sprecher Timo Bauermeister. Entsprechend der Ergebnisse könnten Geldbußen und sogar "betriebsbeschränkende Maßnahmen" gegen die Gastronomen die Folge sein.

Allerdings betont Bauermeister, das Ordnungsamt habe zuletzt weder die Überwachung intensiviert, noch "erhebliche Geldbußen" festgesetzt. Richtig sei, dass eine Anwohnerin sich mehrfach über Lärm beschwert habe. Darüber hinaus gibt der Sprecher zum laufenden Verfahren keine Auskunft.

Um die Situation zu entschärfen und zwischen den Parteien zu vermitteln, hat das Liegenschaftsamt als Verpächter des Geländes ein Gespräch organisiert. Es soll nächste Woche stattfinden.

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