Kneipensterben 60 Krefelder Gastro-Betriebe haben in zehn Jahren geschlossen

Krefeld · Fachkräftemangel, fehlende Nachfolger und zu wenig Know-How sollen für das Kneipen-Sterben verantwortlich sein.

 Zuletzt musste im Juni das Café Lilou am Ostwall schließen – nicht einmal ein Jahr nach der Eröffnung.

Zuletzt musste im Juni das Café Lilou am Ostwall schließen – nicht einmal ein Jahr nach der Eröffnung.

Foto: ja/Lothar Strücken

Das sogenannte „Kneipensterben“ setzt sich fort: Innerhalb von zehn Jahren haben 60 Gastro-Betriebe in Krefeld geschlossen. Das berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) der Region Krefeld-Neuss. Zwischen 2007 und 2017 hat damit jede siebte Gaststätte, Kneipe oder Eisdiele zugemacht. Zuletzt zählte die Stadt 351 gastronomische Betriebe.

Die NGG Krefeld-Neuss beruft sich hierbei auf Zahlen des Statistischen Landesamts - und warnt vor einem weiteren Kneipensterben. „Vom Fußballabend in der Bar bis zum Grünkohlessen mit dem Sportverein: Die Gastronomie steht für ein Stück Lebensqualität“, sagt NGG-Geschäftsführer Karim Peters. Mit den Betriebsschließungen stehe nicht nur ein wichtiger Teil der Alltagskultur auf dem Spiel. Es seien auch etliche Arbeitsplätze in der Region in Gefahr.

Peters macht für den Trend unter anderem die harten Arbeitsbedingungen in der Branche verantwortlich. „Nachts und am Wochenende hinterm Tresen zu stehen, das wollen viele nicht mehr. Deshalb hat die Branche schon heute mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen“, so der Gewerkschafter. Ein entscheidendes Mittel gegen das Gastro-Sterben sei deshalb, die Branche bei Löhnen und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. Mit einem Tarifvertrag, der NRW-weit für alle Restaurants und Gaststätten gilt, habe man hier „einen wichtigen Schritt“ gemacht. Allerdings müssten sich noch viel mehr Gastronomen daran halten.

Aber auch den Wirten selbst fehle oft ein Nachfolger, um den Betrieb weiterzuführen, so Peters. „Außerdem müssen sich die Gastronomen gegen Pleiten absichern. Dazu gehört das nötige betriebswirtschaftliche Know-how. Genauso aber originelle Ideen, wie man eine Gaststätte zum Treffpunkt für junge Leute macht.“ Inwiefern das Rauchverbot in Kneipen bei den Schließungen eine Rolle spiele, dazu gebe es keine Zahlen.

Die Gewerkschaft NGG sieht beim Erhalt der Gastronomie-Vielfalt auch die Verbraucher in der Verantwortung. „Statt das Feierabendbier zuhause zu trinken, kann man einfach mal wieder in die Kneipe gehen. Das macht Spaß und ist geselliger“, so Peters weiter.

In ganz Nordrhein-Westfalen ging die Zahl der Gastro-Betriebe nach Angaben des Statistischen Landesamtes seit 2007 um gut elf Prozent zurück. Von damals rund 28 000 Restaurants, Kneipen und Gaststätten waren im vorletzten Jahr nur noch
24 900 geöffnet. Red

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