Klimawandel: Als die Römer Stiefel trugen

Eis- und Warmzeiten wechseln sich in der Erdgeschichte ab. Am Niederrhein gab es im 2. Jahrhundert eine kleine Eiszeit.

Krefeld. Als die Römer im zweiten Jahrhundert in Gellep lebten, konnten sie im Winter über den zu gefrorenen Rhein laufen. Eiseskälte herrschte am Niederrhein - die Folge eines Klimawandels? Dieser Frage stellten sich der Archäologe Christoph Reichmann und der Geowissenschaftler Josef Klostermann in der Volkshochschule vor rund 100 Zuhörern.

Klostermann, Leiter des Geologischen Dienstes NRW, nutzt andere Quellen: Eisbohrkerne, in denen die Atmosphäre der vergangenen Jahrhunderte gespeichert ist. In den vergangenen 10 000 Jahren blieb die Temperatur auf der Erde relativ konstant. Doch zwischen den Jahren 145 und 285 schwankte die Welt-Temperatur. "Da haben wir eine Klimadepression um 0,7 Grad Celsius", sagt Klostermann. Es herrschte eine kleine Eiszeit. "Die Römer sind hier bestimmt nicht mit Sandalen herumgelaufen." Zwischen 1450 und 1750 wiederholte sich noch zweimal diese minimale Schwankung.

Eine Komponente des Klimawandels war und ist auch Kohlendioxid (CO²), aber nicht der alleinige Faktor. In einer Zeitspanne von vor 400 000 Jahren bis heute, dokumentiert Klostermann, schwankten die CO²-, Methan- und Temperaturkurven in trauter Eintracht. "Dass diese Dinge miteinander korrespondieren, ist eine klare Sache." Dabei pendelte der CO²-Wert zwischen 200 und 300 ppm (parts per million, deutsch Teile pro Million). Derzeit liegt der weltweite Wert bei 383 ppm, im Jahr 2050 soll er bei 700 ppm liegen.

Entscheidend für einen Klimawandel seien jedoch Rückkopplungseffekte. Beispiel: Durch das Abschmelzen der Polarkappen als Folge der Erderwärmung wird weniger Sonnenlicht ins All reflektiert. Die Folge: die Temperatur steigt weiter an. Aber auch weitere Effekte wie die Sonnenaktivität, der Neigungsgrad der Erde, die Lage der Kontinente, die Strömung in den Ozeanen tragen zu Veränderungen im Klima bei - alles sei eine sehr komplexe Sache, so Klostermann.

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