Krefeld hautnah : Klare Kante zu Problemen in Mitte
40 Besucher sind der Einladung der WZ zu einem Diskussionsabend im Jazzkeller gefolgt. Vor Ort geht es um Dreck, Überfälle und Leerstände — und mögliche Lösungsansätze.
Krefeld. Bernard Bosil hat sich eigentlich vorgenommen, dem Diskussionsabend der WZ zum Leben in der Innenstadt nur zu lauschen. Doch als es im Rahmen der Kampagne „Krefeld hautnah“ um das Thema Sicherheit in Stadtmitte geht, greift der Besitzer des Jazzkellers selbst zum Mikrofon. „Rund um den Behnischbau wird hier täglich gerast. Die Autofahrer donnern hier mit Tempo 50 entlang, da hören Sie die Steinplatten hier bei uns im Jazzkeller beben — selbst wenn parallel ein Konzert stattfindet“, beschwert sich Bosil. Es wird schnell klar, das Thema Sicherheit bewegt viele der rund 40 Gäste, die am Dienstagabend zur WZ-Veranstaltung in den kultigen Jazzkeller gekommen sind. „Ich gebe auch zu, ich bin früher gerne nach der Arbeit die acht Minuten nach Hause gelaufen“, berichtet Bosil. Doch seit vier Jahren bevorzuge er das Fahrrad. Der Grund? „Hier gab es irgendwann jede Nacht Überfälle. Auf dem Rad bin ich schneller weg“, sagt er.
Mulmig ist auch Pia Ludwig zumute, die erklärt, aus Stadtmitte wegziehen zu wollen, da sie sich als junge Frau abends auf der Straße nicht mehr sicher genug fühle. „Man wir dauernd angemacht als Frau. Dabei würde ich gerne in der Innenstadt wohnen bleiben, weil die Mieten hier so günstig sind“, sagt sie. Eine Steilvorlage für Michael Heß.
Der Geschäftsführer von Haus und Grund in Krefeld ist einer von fünf Podiumsgästen, die mit WZ-Redaktionsleiter Michael Passon auf der kleinen Bühne im Jazzkeller diskutieren. „Während in anderen Städten die Innenstadt das teuerste Pflaster ist, beobachten wir seit Jahren einen Abwärtstrend in der Krefelder City“, erklärt Heß. Nach zwei Jahren Anlaufzeit sei jetzt immerhin der Arbeitskreis „Wohnen“ für die Innenstadt ins Leben gerufen worden. „Die Hausbesitzer in der Innenstadt müssen schnellstmöglich unterstützt werden“, fordert Heß. Viele der anwesenden Gäste wohnen selber in der Innenstadt und stimmen ihm kopfnickend zu.