Kindergarten-Schließungen: „Wer denkt an die Kinder?“

Am WZ-Bus protestierten Eltern gegen das Aus von acht evangelischen Kita-Gruppen.

Krefeld. Die Kinder, Eltern und Erzieherinnen der evangelischen Kindertagesstätten in Krefeld wollen nicht tatenlos zusehen, wie der Gemeindeverband aus finanziellen Gründen acht seiner Gruppen schließt. "Wer denkt dabei eigentlich an die Kinder?" - mit solchen kritischen Fragen machten die Betroffenen am WZ-Bus ihrem Unmut Luft. Aus umliegenden Tagesstätten waren Kinder und Eltern mit Schildern ("Was wird aus mir, wenn mein Kindergarten schließt?") zur Märklinstraße gekommen, um ihre Meinung zu sagen.

"Wir wollen hier keine aggressive Stimmung aufbauen", betont Margareta Dahmen, Leiterin des Kindergartens Märklinstraße. "Wir wissen seit 2004, dass vier Mitarbeiterinnen versetzt werden und eine Kraft gehen muss, insofern waren wir darauf vorbereitet." Ihre Stellvertreterin Gisela Prächtel fügt hinzu: "Wir versuchen, an allen Ecken und Enden zu sparen."

Sylvia Borkenhagen ist betroffene Mutter der Einrichtung an der Märklinstraße. "Mein Sohn hat nur noch ein Jahr vor sich. Dennoch wäre es schade, wenn diese Einrichtung weiteren Kinder vorenthalten bliebe." Sie wünscht sich, dass mehr konfessionelle Kindergärten erhalten bleiben und fordert Unterstützung vom Land.

Metin Ayan und Tanja Henkelmann haben sich bewusst für den Kindergarten Märklinstraße entschieden, obwohl die Familie noch in Neukirchen-Vluyn wohnt. "Wir ziehen dieses Jahr nach Krefeld und wollten unserem Kind den Wechsel ersparen - der jetzt wohl doch fällig wird." Die Tochter von Jessica Heines hat einen Wechsel bereits hinter sich. "Die schönsten Kindergärten werden geschlossen, und die städtischen sind alle überfüllt", bedauert die Mutter.

"Schade, auch für die Angestellten", findet Lieselotte Jansen die geplante Schließung. Auch Sibel Ugurlugülbüken ist traurig. "Der Kindergarten ist fast so etwas wie meine zweite Familie."

"Mein Beruf hängt davon ab, ob die Einrichtung an der Schwertstraße geschlossen wird", erklärt Ilona Gebhardt, die im Sommer mit der Altenpflege-Schule beginnen möchte. "Aber das geht natürlich nur, wenn mein Kind einen Kindergartenplatz hat", sagt die alleinerziehende Mutter. Angst um ihren Arbeitsplatz hat auch Dagmar Khaliq. "Wenn mein Kind in einen anderen Kindergarten wechseln muss, der weiter weg ist, fürchte ich, zu spät zur Arbeit zu kommen." Ein Umweg kommt auch für Claudia Aukthun nicht in Frage. "Wir sind auf Bus und Bahn angewiesen." Außerdem befürchtet sie, dass durch den Wegfall zu große Gruppen entstehen. "Individuelle Förderung ist dann kaum noch möglich", sind sich auch Dorothea Zeitner und Jessica Trinkies einig.

"Wir werden alles versuchen, um den Standort Märklinstraße zu erhalten", verspricht der Vorsitzende des Fördervereins, Andreas Erben. Und Norma Wierczimok, Gemeindepädagogin der Lutherkirche, sowie Pfarrer Volker Hülsdonk fügen hinzu: "Wir müssen prüfen, was wir tun können, um möglichst viele Einrichtungen zu erhalten, denn sie alle sind ein wichtiger Baustein unserer Gemeindearbeit."

"Wir sind als Eltern sehr empört", sagt Sandra Janssen. Ihr Sohn Jerome (5) besucht an der Schwertstraße eine Gruppe, die 2007 geschlossen werden soll. "Er verliert beide Bezugspersonen - dabei liebt er seine Kindergärtnerinnen abgöttisch." Brigitte Hühne-Zeitner klagt: "Meine vierjährige Tochter hat schon einmal den Kindergarten wechseln müssen. 2008 muss ich mich wieder um einen neuen Platz bemühen. Das ist mit sehr viel Umstellung und Stress für uns beide verbunden", ärgert sie sich.

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