Kinder können ihre Fantasie trainieren

Bei der Einschulung fehlt es oft an der Ausdrucksfähigkeit. Geschichten helfen.

Kinder können ihre Fantasie trainieren
Foto: Stadt Krefeld

Grimassen schneiden, Quatschgeschichten erzählen, die Zunge bis zur Nasenspitze rausstrecken: All das fördert bei Kindern die Lese- und Erzählfähigkeit. Den Kindern heute mangelt es häufig an Ausdrucksfähigkeit in sprachlicher und körperlicher Hinsicht, wie Einschulungsuntersuchungen belegen. Literaturpädagogin und Sozialwissenschaftlerin Sabine Schulz, hauptberuflich als „Erzählerin“ unterwegs, war zu Gast im Kommunalen Integrationszentrum (KI) und machte auf diesen besorgniserregenden Trend aufmerksam: „Bei den Einschulungsuntersuchungen sollen Kinder mithilfe dreier Bilder eine Fantasiegeschichte erzählen, bei dieser Aufgabe scheiterten viele“.

Daher sei es dringend geboten, die Fantasie und Ausdrucksfähigkeit der Mädchen und Jungen zu fördern. Spiele wie das „Mimik-Memo“ sind unterstützend. „Aber wenn zuhause keine Geschichten vorgelesen werden, kein Buch und keine Zeitung vorhanden sind, wird es sehr schwer für die Kinder“, so Sabine Schulz.

Zielgruppe ihrer Fortbildung im KI waren vorwiegend Elternbegleiterinnen, die Mütter aus Zuwandererfamilien in Schulen dazu anleiten, die Entwicklung ihrer Kinder positiv zu begleiten. „Ich habe meinem Sohn immer gesagt, erzähle nur auf Deutsch, wenn er ins Türkische wechselte“, berichtet eine Elternbegleiterin. „Die Erzähllust sollte nicht unterbrochen werden, die Familiensprache gehört zum Kind und es verwendet diese ganz bewusst bei einigen Ausdrücken“, so Schulz. Ein Nachteil ergebe sich dadurch nicht.

Das ganze Spektrum der Möglichkeiten, kreativ zum Lesen und Erzählen zu animieren, wird als „literacy“ bezeichnet. Dazu gehört die „Zungenübung“ zur Stärkung der Mundmuskulatur genauso wie die improvisierte Theateraufführung im Wohnzimmer oder das Erfinden von „Quatschgeschichten“. Und dabei sind zunächst die Erwachsenen selbst gefragt, eine erzählfreudige Atmosphäre zu schaffen. Sabine Schulz machte offenbar Geschmack auf die vielfältigen Arten des Geschichtenerzählens. „Ich möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht“, meinte eine Mutter nach der Präsentation eines Bilderbuches. Eine sehr willkommene Reaktion für die Erzählerin.

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