Kinder im Promille-Vollrausch

Am Mittwoch startet die Kampagne „Saufen bis der Arzt kommt“ gegen das Kampftrinken. Schulen können sich melden.

Krefeld. Sie sind vielleicht gerade einmal 13 Jahre alt. Zu jung für Alkohol, zu alt für Windeln. Aber genau die werden ihnen angelegt, wenn sie mit zwei Promille ins Krankenhaus gebracht werden und nicht mehr wissen, wie sie heißen. Die Diagnose: Alkoholintoxikation. Kampftrinken und Komasaufen - ein Trend, der unter Jugendlichen auch in Krefeld immer weiter zunimmt.

Die Kampagne "Saufen bis der Arzt kommt" von AOK, Caritas, Helios Kinderklinik, Krefelder Rettungsdienst, Sparkasse und Cinemaxx trägt dieser besorgniserregenden Entwicklung Rechnung. Sie geht mit der Auftaktveranstaltung am Mittwoch in die zweite Runde.

"Dann werden im Cinemaxx Informationen zum Thema Alkoholmissbrauch gegeben, ein Wettbewerb zu diesem Thema erläutert und Unterrichtsmaterialien vorgestellt", sagt Andreas Franke von der AOK. "Aufgelockert werden die zwei Stunden mit vielen Filmszenen, einer Tanzperformance und einem Rap-Beitrag." Die Veranstaltung sei zwar ausgebucht, Schulen könnten sich aber bei der AOK melden, um die komplette Show in ihre Aula zu holen.

Die angekündigten Filmszenen stammen aus einer Berliner Kinderklinik, hätten aber auch genauso gut in Krefeld entstehen können, wie Prof. Dr. Tim Niehues, Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Helios Klinikum, betont. "Wir müssen durchschnittlich einmal pro Woche einen solchen Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren mit über zwei Promille bei uns behandeln - und waren auch schon häufig nah dran an einem Todesfall."

An Tagen wie Silvester und Karneval oder auch nach Schützenfesten sei die Zahl deutlich höher, bestätigt der Leiter des Krefelder Rettungsdienstes, Dr. Ulrich Lenssen. Dabei gehe es nicht nur um den Alkoholmissbrauch und seine direkten gesundheitlichen Folgen. Häufig gingen damit auch Unterzuckerung und Unterkühlung einher, abgesehen von möglichen Unfällen infolge des Alkohols.

Den Veranstaltern ist es wichtig, "mit der Kampagne nicht mit dem Zeigefinger auf den Alkoholkonsum ganz allgemein zu zeigen", sondern auf das Zuviel. "Wir wären unglaubwürdig, vollständigen Alkohol-Verzicht zu fordern. Das Problem ist, dass das Rausch-Erleben immer exzessiver, die Konsumenten immer jünger und das Ausmaß immer erschreckender ist", sagt Georg Spilles von der Drogenberatungsstelle der Caritas. "Mit der Kampagne wollen wir das Peinliche und Unwürdige, aber auch das Gefährliche herausstellen und Jugendliche auffordern, sich einzumischen."

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