„Werde meinen Posten räumen“ KFC-Präsident Damien Raths erklärt seinen Rücktritt – die Stellungnahme in voller Länge

Krefeld · Nachdem der Verwaltungsrat des KFC Uerdingen Damien Raths das Vertrauen entzogen hat, zieht der Präsident des Vereins Konsequenzen. Und äußert sich ausführlich zu Vorwürfen. Die Stellungnahme in voller Länge.

KFC Uerdingen: Damien Raths erklärt seinen Rücktritt​ als Präsident
Foto: Stefan Brauer/Brauer-Fotoagentur

Nachdem der Verwaltungsrat des KFC Uerdingen Damien Raths das Kostenpflichtiger Inhalt Vertrauen entzogen hat, zieht der Präsident des Vereins Konsequenzen und erklärt seinen Rücktritt.

„Um der Zukunft des Vereins aber nicht im Wege zu stehen, werde ich meinen Posten räumen“, heißt es in einer Mitteilung Raths am Mittwochvormittag.

Der Hauptvorwurf an den Sportmanager Raths lautete zuvor, er habe beim Wechsels des Hauptsponsors nicht professionell gehandelt, mit dem alten Geldgeber Hermes Arzneimittel um den KFC-Intimus Jörg Wieczorek angeblich nicht mehr gesprochen, es aber dann als ein fehlendes Interesse der Gegenseite an Gehlings und Co. berichtet und dafür stattdessen das Start-up dasbob aufs Schild gehoben. Kostenpflichtiger Inhalt Delikat ist vor allem, dass Raths für seine Dienste beim KFC kein Gehalt bekommen hat, dafür aber Provisionen für neu generiertes Sponsoring. Unter anderem auch auf diese Regelung geht Raths in seiner ausführlichen Stellungnahme ein.

Hier lesen Sie die Mitteilung Damien Raths in voller Länge:

„Mit großer Überraschung habe ich am 13. Mai, beim Spiel gegen den FC Monheim, von der geplanten Abberufung meiner Person durch den Verwaltungsrat des KFC Uerdingen erfahren. Überraschend war es vor allem deshalb, weil es zwei Tage zuvor, am 11. Mai, noch ein Meeting mit dem gesamten Verwaltungsrat gegeben hatte, in dem eine Aktion dieser Art für mich nicht vorhersehbar war.

Ich bin jetzt seit fast zwei Jahren Vorsitzender des KFC. Mir hat die Zusammenarbeit mit meinen Vorstandskollegen, der Stadt, den Menschen, den Fans, der Presse und den Sponsoren sehr gut gefallen. Und wir waren auf einem sehr guten Weg, diesen Traditionsverein wieder aufzubauen. Wir haben den Verein erfolgreich durch die zweite Insolvenz in kürzester Zeit geführt. Wir haben uns – als bislang einziger Verein – gegen einen Punktabzug in der Insolvenz gewehrt. Wir haben die Rückkehr in die Grotenburg möglich gemacht, auch dank der großartigen Hilfe der Grotenburg Supporters, die uns auch beim Umzug in unsere neue Geschäftsstelle direkt am Stadion tatkräftig unterstützt haben. In Planung sind ein neuer Fanshop, ein neues Büro für die sportliche Leitung sowie ein Logenbereich auf Containerbasis im Stadion.

Das sind Meilensteine für einen Klub, der in der Oberliga spielt. Trotz der Insolvenz. Trotz der Tatsache, dass wir die ersten Monate meiner Amtszeit quasi im Blindflug bestreiten mussten. Inzwischen haben wir unsere Sponsoreneinnahmen in den vergangenen beiden Jahren jeweils um mehrere hunderttausend Euro ausgebaut. In der kommenden Saison wäre es bei nunmehr 60 Sponsoren erstmals mehr als eine Million Euro nur an Sponsoringeinnahmen gewesen. Für die Oberliga einmalig.

Natürlich war das sportliche Abschneiden in der noch laufenden Saison mehr als enttäuschend. Unser Ziel war der Aufstieg – und das haben wir deutlich verfehlt. Wir haben jedoch eindeutige Konsequenzen daraus gezogen und mit Marcus John einen absoluten Fußball-Fachmann ins Boot geholt, der die Liga und die Region extrem gut kennt. Bei seiner Verpflichtung haben wir uns auch gegen Regionalliga-Vereine durchgesetzt. Wir haben mit John ein Konzept ausgearbeitet, wie der Verein in den kommenden Jahren sportlich neu aufgebaut wird. Die ersten Verpflichtungen waren bereits ein Fingerzeig in diese Richtung.

Als Vorstandsvorsitzender hat man aber nicht nur die Verantwortung für den sportlichen Bereich. Man hat eine Verantwortung für einen gesamten Verein – mit allen Mitarbeitern und Angestellten. Es gibt viele Felder, die bespielt werden müssen. Die alte Saison muss abgeschlossen werden, Gehälter und Budgets müssen verhandelt und festgelegt werden. Die neue Saison muss organisiert werden. Um dies erfolgreich gestalten zu können, braucht man Planungssicherheit. Diese Planungssicherheit für die Saison 2023/24 war erst gegen Mitte/Ende März durch den Einstieg von dasbob da.

Herausgekommen ist bei den Gesprächen mit dasbob ein Sponsoring, das ein unglaubliches Potenzial hat. In der Oberliga, aber auch in den Ligen darüber – bis hin zum Profibereich. Dasbob bietet dem KFC enorme und vor allem langfristige Garantien. Genau so wie der Einstieg von Biolectra Magnesium vor knapp zwei Jahren ein Meilenstein für den Verein war, so ist es auch der Einstieg von dasbob. Beiden gilt ein großer, großer Dank für ihr Engagement für den KFC. In einer perfekten Welt wären und sind beide weiterhin Partner dieses tollen Vereins.

Dass vor der finalen Verkündung des Sponsorings mit dasbob versäumt wurde, Herrn Wieczorek, dem der Verein viel zu verdanken hat, persönlich über den finalen Abschluss zu informieren, ist ein Fehler, für den ich mich sofort und auch persönlich entschuldigt habe.

Es ist aber eine Utopie zu glauben, dass ich, der in Deutschland Sportmanagement studiert habe und seit zehn Jahren in diesem Markt unterwegs bin, Vertragsgespräche mit neuen Partnern in diesem Umfang geführt habe, ohne aktuelle Sponsoren oder weitere Beteiligte zu informieren. Bei den finalen Gesprächen mit dasbob war der gesamte Vorstand involviert, der bisherige Hauptsponsor über die Gespräche auf dem Laufenden gehalten – und letztlich wurde das Sponsoring auch noch ausgiebig vom Verwaltungsrat geprüft. Von einem Alleingang meinerseits, wie hin und wieder geunkt wurde, kann keine Rede sein. Auch das Gerücht, ich würde für den siebenjährigen Vertrag im Vorfeld eine volle Provision kassieren, ist fast böswillig. Eine Provision – im Übrigen unter marktüblicher Höhe - wäre immer erst dann fällig gewesen, wenn seitens eines Sponsors auch tatsächlich Gelder an den Verein geflossen sind.

Ich kann nicht verhehlen, dass ich über das Vorgehen des Verwaltungsrats und handelnder Personen im Umfeld enttäuscht bin. Wir haben uns als Vorstand zwei Jahre, salopp formuliert, den Hintern aufgerissen, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Natürlich haben wir, auch in dem Pulverfass, in dem wir uns zu Beginn meiner Amtszeit befanden, Fehler gemacht. Aber ich für mich kann sagen, dass ich immer das Beste für den Verein im Sinn hatte. Die ersten zwei Jahre habe ich, obwohl ich davon eigentlich leben muss, mit dem KFC quasi kein Geld verdient, dafür aber viel Zeit und Kraft investiert. Und, wie ich rückblickend sagen kann: Mit Erfolg.

Ich hätte sehr gerne auch in den kommenden Jahren meinen Teil dazu beigetragen, den KFC auch sportlich wieder in richtige Bahnen zu lenken. Um der Zukunft des Vereins aber nicht im Wege zu stehen werde ich meinen Posten räumen. Wie bereits in der Mitgliederversammlung kommuniziert, besteht zwischen Raths Sportmanagement und dem KFC Uerdingen 05 e.V. ein Vertrag. Ich werde mich in den kommenden Tagen mit den handelnden Personen zusammensetzen, damit dieser sauber und in beiderseitigem Einvernehmen beendet wird.

Ich möchte mich bei allen Menschen bedanken, die ein echtes blau-rotes Herz haben. Die uns bei der Rettung und beim Wiederaufbau unterstützt haben. Die mir das Gefühl gegeben haben, dass ich einer von ihnen, von euch sein kann. Auch wenn meine Zeit beim KFC Uerdingen 05 e.V. nicht so endet, wie ich es mir erhofft habe, auch wenn ich über die Umstände und das Vorgehen in den vergangenen Tagen nur enttäuscht sein kann, wünsche ich dem Verein und seinen tollen Fans nur das Allerbeste.“

(wz/anle)
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