Fußball KFC in Stadion-Not: Ponomarevs Frontalangriff auf Meyer

Krefeld · Präsident des Fußball-Drittligisten beklagt fehlende Unterstützung vom Krefelder Oberbürgermeister. Der wert sich.

 KFC-Boss Mikhail Ponomarev (l.) hat bei einem Fantreffen Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer und die Stadtspitze attackiert.

KFC-Boss Mikhail Ponomarev (l.) hat bei einem Fantreffen Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer und die Stadtspitze attackiert.

Foto: picture alliance / Roland Weihra/Roland Weihrauch

„Ich kann Ihnen nicht versichern, dass wir gegen Meppen in Düsseldorf spielen werden. Wir sind in einer sehr schwierigen Situation.“ Mit diesem Satz sorgte Mikhail Ponomarev auf einem Fanhearing des KFC Uerdingen keine zwei Wochen vor dem Ligastart in der 3. Liga für Aufsehen. Es gebe noch Verhandlungen mit dem Stadionbetreiber in Düsseldorf, D.Live, zu führen, so Ponomarev. Ein Heimspielstart am 28. September sei keinesfalls sicher.

Der Präsident des KFC benannte auch gleich einen Schuldigen für die jetzige Misere des Vereins, der durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in Geldnöte gekommen zu sein scheint. „Wir sind alleine gelassen worden in den Verhandlungen mit D.Live“, sagt Ponomarev in Richtung der Stadt Krefeld. Mehrere Wochen lang soll es laut dem KFC-Präsidenten keinen Kontakt zwischen dem Büro von Oberbürgermeister Frank Meyer und dem Fußballverein gegeben haben. Jetzt geht Ponomarev öffentlich auf Konfrontationskurs mit Meyer, fordert, dass die Stadt den Verein finanziell unterstützen soll. „Sie haben immer gesagt, dass sie uns helfen würden, wenn wir weiter nicht in Krefeld spielen können, weil die Stadt die Grotenburg nicht fertig bekommt“, grollte Ponomarev.

Meyer meldet sich in den
Sozialen Netzwerken zu Wort

Am Tag, an dem der Haushaltsausschuss des Bundestages 3,3 Millionen Euro für die Sanierung der Grotenburg bewilligte und die Stadtwerke Krefeld (SWK) ihren Sponsoringvertrag mit dem KFC verlängerten, gab der KFC-Boss zu späterer Stunde im Burghof Gietz eine Breitseite in Richtung des Oberbürgermeisters.

 OB Krefeld Frank Meyer

OB Krefeld Frank Meyer

Foto: Andreas Bischof

Der KFC, so sagte es sein Präsident, sehe schweren Zeiten entgegen und klagte weiter an. „Wir haben keine Informationen über den Ausbau der Grotenburg. Ein Stadion ist das Herzstück eines Vereins und wir haben keins.“ Ponomarev kritisierte damit die Tatsache, dass sein Verein auch in der dritten Saison in Folge in einem fremden Stadion spielen muss. „Und was danach ist, kann ich nicht sagen. Das kann auch keiner bei der Stadt Krefeld mir sagen. Wir kriegen einfach keine Antworten.“

Und doch gab es an diesem Abend noch umgehend Antworten. Frank Meyer verfolgte die Veranstaltung, die live in den Sozialen Netzwerken gestreamt wurde, anscheinend mit und rechtfertigte sich noch am späten Abend online, als ein Fan von einer enttäuschenden Haltung Meyers in Bezug auf die Anschuldigungen des Vereins sprach. Der OB wollte dann wissen, warum man von ihm und der Stadt enttäuscht sei: „Weil die Stadt Krefeld 10,5 Mio. in die Grotenburg investiert? Weil die Stadtwerke Trikotsponsor sind? Weil wir beim Bund Fördermittel fürs Stadion beantragt haben? Weil wir in Düsseldorf dafür geworben haben, dass der KFC da noch eine weitere Saison spielen kann?“ Und Meyer ging noch weiter: „Wir reden laufend. Immer wieder. Wir reden über den Mietvertrag, wir versuchen zu helfen, machen Termine mit dem DFB, werben in Düsseldorf für den KFC (was echt nicht leicht ist), koppeln das mit der Geschäftsführung des Vereins rück. Langsam reißt mir der Geduldsfaden. Trainingsgelände, Ersatzspielstätte, Rückkehr in die Burg, immer sind wir dabei. Beraten, versuchen zu helfen. Ich frag mich allerdings, wofür?“

Telefone zwischen Düsseldorf und Krefeld laufen heiß

Das Verhältnis zwischen dem KFC und der Stadtspitze ist merklich angespannt. Von einem Miteinander wie im Frühjahr noch, als man gemeinsam eine Pressekonferenz zur Zukunft der Grotenburg organisiert hatte, scheinen beide Seiten ein halbes Jahr später meilenweit entfernt zu sein. Doch was ist dran an Ponomarevs Behauptungen? Auf Nachfrage beim Stadionbetreiber D.Live heißt es: „Es besteht bereits seit Februar ein gültiger Mietvertrag mit dem KFC Uerdingen. Derzeit werden aber weitere Gespräche geführt.“ Soll heißen, Betreiber und Verein versuchen eine finanzielle Lösung zu finden, um die Saisonmiete (1,65 Millionen Euro) aufgrund der Corona-Auswirkungen deutlich zu reduzieren. KFC-Präsident Mikhail Ponomarev bestätigte diese Aussage am Donnerstag auf Nachfrage unserer Redaktion.

Bereits in der vergangenen Saison war der Stadionbetreiber dem Verein nach WZ-Informationen finanziell entgegengekommen. Mit der Aussicht, dass in der jetzigen Spielzeit auf nicht absehbare Zeit nur hunderte Fans zu Fußballspielen in den drei höchsten Spielklassen zugelassen werden, soll die Miete nach Ansicht des Vereins nochmals nach unten korrigiert werden. Die bisherigen Gesprächen verliefen bislang aber ergebnisoffen. Dabei führte das Krefelder Oberbürgermeisterbüro in den vergangenen Wochen bereits selbst Gespräche mit der Stadtspitze in Düsseldorf. Der damalige Vorschlag, die Miete auf bis zu 800 000 Euro zu reduzieren, soll aber aus der Landeshauptstadt mit dem Verweis auf laufende Kosten in der Arena abgewiesen worden sein.

Doch wie könnte die Stadt den Verein überhaupt finanziell unterstützen? Ponomarev sagt: „Uns ist völlig klar, dass die Stadt Krefeld den KFC nicht direkt finanziell unterstützen kann. Es gibt jedoch eine Menge alternativer Möglichkeiten, wie eine Stadt ihrem Verein zur Seite stehen könnte. Wir haben seit dem Aufstieg in die 3. Liga pro Saison etwa zwei Millionen Euro verloren, weil unsere Heimspielstätte für uns nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist nicht unsere Schuld, wir hätten gerne weiter in der Grotenburg gespielt. Wir halten es für einen legitimen Wunsch, eine Kompensation zu erhalten.“ Meyers Haltung ist klar: „Das was wir können, nämlich die Stadionsanierung, das machen wir. Und ich finde es auch prima, dass die SWK Trikotsponsor bleiben. Und über Mietverträge verhandelt man nicht in öffentlichen Fan-Hearings, sondern am Verhandlungstisch.“

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