Nach Vorfall im Stadion KFC-Fan: „Heute tut mir jeder Schritt weh“

Krefeld · Nach einem Stoß im Stadion ist ein 80-jähriger Fan des KFC Uerdingen eine Treppe heruntergestürzt. Nun hat der Betroffene erklärt, wie der Vorfall sein Leben veränderte. Und der Verursacher musste sich vor Gericht verantworten.

 Das Spiel wurde in Düsseldorf ausgetragen und der Fall dort verhandelt. 

Das Spiel wurde in Düsseldorf ausgetragen und der Fall dort verhandelt. 

Foto: dpa/Marcel Kusch

„Ich habe heute noch Probleme, dieser Mann hat mein Leben total verändert“, sagt Karl-Josef Steiners. Der 80-Jährige war am 17. August des letzten Jahres beim Spiel des KFC Uerdingen gegen den FC Ingolstadt als Zuschauer im Düsseldorfer Stadion, der derzeitigen Heimstätte des KFC. Vor Ende des Spiels, als der KFC bereits 0:3 zurück lag, passierte es: Ein 51-jähriger KFC-Fan versetzte Steiners einen Stoß und er fiel die steinernen Stadiontreppen herunter.

Dafür musste sich der Angreifer nun vor dem Amtsgericht Düsseldorf verantworten. Dort wurde er wegen fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstraße von 70 Tagessätzen á 50 Euro, also insgesamt 3 500 Euro verurteilt. Die Staatsanwaltschaft war davon ausgegangen, dass der Angeklagte Karl-Josef Steiners nicht vorsätzlich verletzen wollte, allerdings hätte er wissen müssen, dass ein heftiger Stoß dazu führen müsste, dass der Geschubste sich schwer verletzt.

Genau so passierte es auch. Steiners fiel die Treppe herunter und holte sich schwere Prellungen am Oberschenkelhals, dem Beckenboden und der Hüfte. „Ich habe Monate dafür gebraucht, mich auch nur ansatzweise davon zu erholen“, erzählt Steiners. Bis zu diesem Tag im August habe er laufen und radfahren können. „Heute tut mir jeder Schritt weh.“ Auch seine Jahreskarte beim KFC Uerdingen könne er nicht mehr nutzen. Bis dahin sei er zu jedem Heimspiel seines Vereins gefahren – auch am Tattag war er mit seinem Bruder und seinem Sohn mit dem Fahrrad aus Krefeld gekommen. „Ich komme die Treppen zu meinem Sitzplatz nicht mehr hoch, das ist mir einfach zu mühselig.“

Etwa drei bis vier Wochen vor dem Gerichtstermin habe der Angreifer versucht über einen Bekannten Kontakt zu ihm herzustellen, um sich zu entschuldigen. „Nach neun Monaten empfinde ich das als eine Frechheit. Da gab es genügend Zeit vorher.“ Eine Entschuldigung im Gerichtssaal nahm Steiners aus den gleichen Gründen nicht an. Das sei nur dadurch motiviert, ein geringeres Strafmaß zu erhalten.

Außerdem sei der Angeklagte direkt nach der Tat geflohen und habe ihm nicht etwa geholfen oder sich gestellt. Die Polizei identifizierte den vorbestraften Mann später mithilfe von Video-Aufzeichnungen, die auch die Tat zeigten. Nach einer Herz-Operation sei er gerade wieder „auf dem Damm“ gewesen, erzählt Karl-Josef Steiners.

„Im Grunde muss ich sagen, dass ich froh bin, dass ich überhaupt noch lebe. Als ich da unten lag, dachte ich, es wäre vorbei.“ Er will nun noch eine Zivilklage auf Schmerzensgeld und Schadensersatz gegen den Täter erheben.

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