Protest Kaufhof-Demo in Krefeld: Die Stimmung ist am Boden

Krefeld · Die Ungewissheit zerrt auch an den Nerven der Kaufhof-Mitarbeiter in Krefeld. Nun haben sie für den Standort und ihre Arbeitsplätze demonstriert. Viele Fragen bleiben für sie zunächst offen.

 Mitarbeiter des Kaufhofs demonstrieren für den Erhalt des Standorts in Krefeld. Im Vordergrund Petra Koske, Betriebsratsvorsitzende des Kaufhofs Krefeld.

Mitarbeiter des Kaufhofs demonstrieren für den Erhalt des Standorts in Krefeld. Im Vordergrund Petra Koske, Betriebsratsvorsitzende des Kaufhofs Krefeld.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

„Die Mitarbeiter des Kaufhofs schlittern seit Jahren von einer Krise in die nächste. Die Stimmung ist am Boden“, sagt Guido Meinberger, Gewerkschaftssekretär Fachbereich Handel bei Verdi. Am Montag sind die Beschäftigten der Galeria Kaufhof in Krefeld bei einer Betriebsversammlung über den aktuellen Verhandlungsstand zur Rettung des angeschlagenen Warenhausriesen informiert worden. Bis 11 Uhr sei das Haus geschlossen gewesen, 50 Beschäftigte hätten an der Betriebsversammlung teilgenommen, so Meinberger.

Zu den Betriebsversammlungen hatte der Gesamtbetriebsrat aufgerufen. Neuigkeiten gab es allerdings nicht zu verkünden. Erst im Verlaufe dieser Woche sei möglicherweise mit Verhandlungsergebnissen zu rechnen, hieß es in Betriebsratskreisen. Man tage nahezu täglich, hieß es aus Verdi-Kreisen. Eben diese Ungewissheit zerre besonders an den Nerven der Kollegen, so Meinberger.

Die Corona-Krise hatte die Warenhauskette in eine äußerst schwierige Situation gebracht. Bereits Anfang April suchte der ohnehin mit roten Zahlen kämpfende Warenhauskonzern deshalb Rettung in einem Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und kann in einem regulären Insolvenzverfahren münden.

Nach Angaben der Sanierer, dem gerichtlich bestellten Sachverwalter Frank Kebekus und dem Generalbevollmächtigten Arndt Geiwitz, droht bis zu 80 der 172 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäusern bei der bevorstehenden Sanierung das Aus. Tausende von Arbeitsplätzen wären damit in Gefahr. Welche Filialen auf der Kippe stehen, ist noch nicht bekannt. Auch der genaue Zeitplan bleibt bisher im Ungewissen. „Der Sozialplan soll eigentlich bis zum 22. Juni stehen. Ob das klappt, ist aber offen“, sagt der Verdi-Gewerkschaftssekretär.

Fakt sei, dass auf alle Häuser Einschnitte zukämen, berichtet Meinberger. „In den Filialen, die erhalten bleiben, soll es einen Personalabbau von rund zehn Prozent geben. Zudem soll die Tariferhöhung nicht stattfinden.“ Betroffen seien demnach alle Mitarbeiter. Der Kaufhof in Krefeld hat 120 Beschäftigte (80 auf Vollzeit gerechnet) und gilt als ein wichtiger Magnet in der Innenstadt. Die Belegschaft ist laut Meinberger überwiegend weiblich, im mittleren Alter und oftmals in Teilzeit beschäftigt.

Zusätzlich für Unsicherheit sorgte am Montagabend die Nachricht, dass Konzernchef Stephan Fanderl dem Eigentümer des Warenhausriesen, dem österreichischen Signa-Konzern des Investors René Benko, „eine einvernehmliche Trennung vorgeschlagen hat“, wie Medien berichten. Fanderl sagte auf Anfrage, er gehe davon aus, dass es in Kürze eine Einigung darüber geben werde. Der Warenhauskonzern wollte sich nicht zu den Vorgängen äußern. Fanderl hatte 2014 die Leitung von Karstadt übernommen und nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof dann den neuen Warenhausriesen geführt. In den vergangenen Wochen war er allerdings nicht mehr in Erscheinung getreten. Fanderl selbst räumte ein, er sei seit Mitte März krankheitsbedingt nicht mehr in die Führung der Geschäfte eingebunden.

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