Literatur Karneval im Literaturhaus

Krefeld · Schauspieler Ronny Tomiska hat an der Gutenbergstraße aus dem Stück „Der königliche Gast“ gelesen.

 Schauspieler Ronny Tomiska hat aus der Erzählung „Der königliche Gast“ von Hendrik Pontoppidan gelesen.

Schauspieler Ronny Tomiska hat aus der Erzählung „Der königliche Gast“ von Hendrik Pontoppidan gelesen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ein ungeladener Besucher tritt geradezu überfallartig in das Leben eines verheirateten Paares und stellt deren Eheleben völlig auf den Kopf. Der Gast stellt sich als Prinz Karneval vor und veranstaltet ein musikalisch-künstlerisches Fest in den Räumlichkeiten der überforderten Ehepartner. Was nach einer merkwürdigen Geschichte klingt, erleben Arnold und Emmy in „Der königliche Gast“ von Henrik Pontoppidan. Schauspieler Ronny Tomiska liest für den den Verein Literatur in Krefeld aus der Erzählung. Hauptberuflich steht er auf der Bühne des Stadttheaters, hat aber im Literaturhaus auch bereits den niederländischen Bestseller „Das Büro“ vorgetragen und möchte die Besucher nun ein weiteres Mal unterhalten.

„Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass das zu ihm passt“, erklärt Michaela Plattenteich, Vorsitzende des Vereins, die den Schauspieler für die Lesung gewinnen konnte. „Diese Wohnzimmer-Atmosphäre ist auch nochmal was anderes als die große Bühne“, sagt sie und verweist damit auf das gemütliche Miteinander im Literaturhaus.

Der Verein plant insgesamt zehn Lesungen in diesem Jahr.

Die Erzählung lässt
viel Raum für Spekulationen

Nach einer kurzen Einführung zum Autor beginnt die unterhaltsame Geschichte. In dieser führt der Arzt Arnold mit seiner Frau Emmy eine ziemlich unspektakuläre Beziehung. Doch dann taucht in der Fastnacht plötzlich ein unerwarteter Besucher auf, der die beiden Gastgeber mit seinem ungewöhnlichen Verhalten in Verlegenheit bringt. So macht er scheinbar durchgehend Späße, stellt sich als Prinz Karneval vor und erzählt, eigentlich den Pastor des Ortes besuchen zu wollen. Da er ihn zuhause nicht vorfinden kann, lädt er sich in gewisser Weise selbst ein, bei dem Ehepaar zu verweilen.

Arnold weiß mit der Situation nicht umzugehen und lässt sich letztlich scherzhaft auf den Gast ein. Emmy hat dafür hingegen wenig Verständnis. Daraufhin fängt Prinz Karneval an, Musik zu spielen, woraus von Zeit zu Zeit sogar ein ganzes Fest entsteht. Die Leidenschaft in der eingerosteten Ehe des Paares wird neu entfacht, bringt aber auch einige Probleme mit sich. Als der Gast fort ist, herrscht vor allem Unruhe und Eifersucht zwischen den beiden Ehepartnern.

Die Besucher sind begeistert von dem humoristischen Werk und spekulieren anschließend noch ausgiebig über das offene Ende. So wird viel über die Figur des Prinz Karneval diskutiert und einige sind der Meinung, dass das ganze Ereignis bloß ein Traum war. „Ich finde es hervorragend, wie mit der Fantasie gespielt wird“, zeigt sich auch der Schauspieler selbst fasziniert von der Erzählung. „Beim ersten Lesen habe ich gerade das Stück ‚Der Meister und Margarita‘ geprobt, was eine ähnliche Thematik hat“, erzählt Ronny Tomiska über die Beweggründe für den Vortrag von „Der königliche Gast“ und fügt an: „Das war wie ein Wink mit dem Zaunpfahl.“

Bei seinem Lieblingsautor handelt es sich um John Irving. „Mir gefallen einfach Werke, bei denen ein gewisser Interpretationsspielraum bleibt“, erklärt der Schauspieler und unterhält sich im Anschluss mit den interessierten Gästen über den offenen Schluss seiner vorgetragenen Erzählung.

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