„Jungs vertrauen eher Männern“

Der evangelischen Beratungsstelle fehlt ein männlicher Sexualpädagoge. Die WZ sprach mit Jan Wolf, dem Leiter der Einrichtung.

Für die vorbeugende Arbeit mit Jungen fehlt der evangelischen Beratungsstelle ein männlicher Sexualpädagoge . Die WZ sprach mit Beratungsstellen-Leiter Jan Wolf, über geschlechterspezifische Angebote und warum die Stelle schwierig zu besetzen ist.

Herr Wolf, warum braucht man männliche und weibliche Berater?
Jan Wolf: Wenn es ums Thema Sexualität geht, vertrauen Jungs eher Männern, Mädchen eher Frauen. Gerade bei Jungs in der Pubertät ist ein offenes Gespräch so leichter. Sonst fangen sie nämlich an, Grenzen auszutesten, sie sind einfach abgelenkter. Es ist auch glaubwürdiger, wenn männliche Berater von ihren eigenen Erfahrungen berichten und dadurch Tipps geben können.

Welche Themen behandelt ein Berater in der Prävention?
Wolf: Beispielsweise wie man nicht schwanger wird, wenn man nicht will. Aber auch die Rollenbilder vom eigenen und anderen Geschlecht: Wie verhält sich ein "cooler" Junge? Wie sieht ein attraktives Mädchen aus? Wie kann ich in Liebesdingen Verantwortung für mich und andere übernehmen? Die Berater erfüllen hier auch eine Art Vorbildfunktion.

Wo werden diese Gespräche geführt?
Wolf: Beispielsweise im Konfirmationsunterricht oder in Schulen.

Welche Beratungsbereiche gibt es allgemein bei Ihnen?
Wolf: Die Beratungsstelle bietet Erziehungs- und Familienberatung, Paar- und Trennungsberatung sowie Lebensberatung für einzelne Erwachsene an. Zum Bereich Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung gehört außerdem Sexualberatung und sexualpädagogische Prävention.

Ist das Geschlecht denn auch für die anderen Beratungsbereiche außer der Prävention wichtig?
Wolf: Nicht so sehr wie bei Jugendlichen und beim Thema Sex. Erwachsene nehmen auch vom anderen Geschlecht Ratschläge an. Wenn es doch einmal wichtig ist, haben wir die Wahl zwischen sieben weiblichen und vier männlichen Beratern.

Wer übernimmt momentan die vorbeugende Gruppenarbeit?
Wolf: Im Bereich sexualpädagogische Prävention machen das unsere beiden Fachberaterinnen. Der männliche Kollege, der uns fast zwei Jahre unterstützt hat, steht leider nicht mehr zur Verfügung. Einen Nachfolger zu finden, ist sehr schwierig, weil nur wenige Männer in diesem Feld arbeiten wollen.

Ist die Stelle deswegen bereits seit November frei?
Wolf: Ja. In der Ausbildung und Weiterbildung in diesem Bereich kommt auf zwanzig Frauen nur ein Mann. Ich kann mir auch nicht erklären, warum dieses spannende Arbeitsfeld nicht mehr Männer anzieht.

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