Jugendherberge: Kein Bett für wenig Geld

Im Umland können Touristen preiswert übernachten – nur in Krefeld nicht. Zurzeit ist kein Neubau einer Jugendherberge geplant.

Krefeld. Australier, Engländer, Ägypter - junge Menschen aus aller Welt übernachteten in der Jugendherberge am Bockumer Platz. Bis zum Jahr 1973 bildete Haus Neuenhofen einen Anlaufpunkt für Touristen oder Jugendgruppen. Seitdem ist die Großstadt Krefeld ohne Herberge. Dagegen verfügen fast jede Stadt und jeder Kreis ringsum über eine kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit, die weltweit per Internet gebucht werden kann. Die Junge Union forderte am Wochenende, Krefeld brauche wieder eine Jugendherberge.

Die Stadt eröffnet 1939 ihre Herberge, die 76 Betten hatte. Im Jahr 1969 übernachteten dort 5559 Menschen. Zwischen Oktober 1971 und November 1972 wohnten dort 3079 Gäste, darunter 1010 Ausländer. Anfang der 70er Jahre setzten Diskussionen über andere Nutzungsmöglichkeiten ein - alle ohne Ergebnis. Das Haus rentierte sich schließlich nicht mehr. Die Idee eines Neubaues wurde nicht weiter verfolgt.

Die Jugendherbergen im Rheinland nutzen zu 50 Prozent Schulklassen. Dann folgen Familien. "Mit steigender Tendenz, das nimmt immer mehr zu", sagt Barbara Mott vom Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) Rheinland. "Wir sind zufrieden mit den Übernachtungszahlen." Die Kapazitäten reichen aus. Überbelegungen gebe es nur in Xanten. Dort engagiert sich die Kommune bereits seit dem Abriss einer Herberge 1966 in Alpen um ein neues Haus. "Die Stadt hatte natürlich sehr großes Interesse", schildert Franz-Josef von Holt, Leiter des Fachbereichs Service der Stadt Xanten. Zusammen mit dem Kreis Wesel gewährte man dem DJH drei Jahre einen Zinszuschuss als Hilfe für den 2004 fertig gestellten Neubau an der Xantener Südsee. "Die Belegungszahlen sprechen für sich", meint von Holt zum Erfolg.

"Das sind unsere Gäste von morgen, die das Euregionale Jugendgästehaus besuchen", sagt Winfried Engels von der Stadt Aachen. "Wenn ihnen Aachen in jungen Jahren gefällt, kommen sie später wieder." Diese Gäste machen derzeit 4,3 Prozent aller Übernachtungen aus.

Angesichts der Attraktionen in der Stadt erinnern sich Mitglieder der Jungen Union (JU) an die alte Jugendherberge. Und: "Es gibt hier keine großartige Möglichkeit für größere Gruppe unterzukommen", erklärt Simon Boyes vom JU-Vorstand. Deswegen fordert die JU, eine neue Jugendherberge für die Stadt. - "Es ist bei uns kein Thema", sagt Jürgen Jacobs, Leiter des Fachbereich Stadtmarketing. Tages- und Tagungstouristen seien die anvisierten Zielgruppen. Aber: Das vorhandene mit einem preisgünstigen Bettangebot abzurunden, das könnte mal geprüft werden, so Jacobs.

Niederrhein Im Jahr 2005 übernachteten in den benachbarten Jugendherbergen 287 497 Menschen (insgesamt 1731 Betten). 2006 waren es 280 515.

Rheinland In den 34 Jugendherbergen im Rheinland übernachteten im Jahr 2005 1 007 637 Menschen. Das war die höchste Zahl seit 24 Jahren. Eine hohe Zahl , die auf den Weltjugendtag zurückzuführen sei.

Häuser Die Eigentümer und Betreiber der Häuser sind die Landesvereine. Es gibt, laut Mott, aber auch Kooperation-Modelle mit Städten.

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