Juden feiern Pessach, das Fest der ungesäuerten Brote

Die jüdische Gemeinde zelebriert die nächsten sieben Tage den Auszug ihres Volkes aus Ägypten.

Krefeld. Teppiche ausklopfen, putzen, saugen und einkaufen - damit sind viele Mitglieder der jüdischen Gemeinde momentan beschäftigt. Die Vorbereitungen für das Pessachfest am Gründonnerstag laufen auch im jüdischen Gemeindezentrum schon seit einigen Tagen.

"Sie ähneln sehr dem Frühjahrsputz", erklärt Yitzhak Mendel Wagner, der Rabbi der jüdischen Gemeinde in Krefeld. Das erste Mal feiern die Krefelder Juden im neuen Zentrum, das seit 2008 besteht.

Beim Pessachfest, das heute beginnt und in sieben Tage endet, wird der Auszug der Juden aus Ägypten gefeiert. Dem jüdischen Glauben nach verließ das Volk das Land in so großer Eile, dass das Brot, das gerade gebacken wurde, nicht mehr aufgehen konnte: Die Juden zogen mit dem ungesäuertem Brot davon. Im Gedenken daran dürfen während des Pessachfestes nur koschere, also ungesäuerte Speisen und Getränke verzehrt und besessen werden.

"Wenn ein Jude eine Bäckerei oder Brauerei besitzt, muss er sie für diese Zeit verkaufen", sagt Rabbi Wagner. "Natürlich an jemanden, von dem er sie nach dem Fest wieder zurückkaufen kann."

Als unkoscher, also gesäuert, gelten während des Pessachfestes auch die fünf Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel sowie alles, das Säure enthält, zum Beispiel durch den Gärungsprozess. "Koscher bedeutet rein. Lebensmittel, die sonst als koscher bezeichnet werden, können während des Festes nicht koscher sein, so auch Bier oder Wodka", erklärt Rabbi Wagner.

Das ungesäuerte Brot "Mazza" werde schon seit zwei Tagen in der Gemeinde gebacken und könne auch dort gekauft werden, da die Herstellung sehr schwierig sei, sagt der Rabbi. Die Zeremonie zu dem Fest hat gestern Abend stattgefunden, da der jüdische Tag immer mit dem Sonnenuntergang beginnt. Das Fest wird jedes Jahr am gleichen Datum gefeiert. Allerdings orientieren sich die Festtage am jüdischen Kalender.

Dass der Auszug genau an diesem Tag stattgefunden hat, macht die jüdische Gemeinde an der Überlieferung fest. "Alle Juden der ganzen Welt feiern am gleichen Tag dieses Fest, das ist der Beweis, dass niemand diesen Anlass erfunden hat", sagt Rabbi Wagner.

Die Kinder spielen während des Festes eine große Rolle. Sie sollen die Geschichte kennenlernen und an ihre Nachfahren weitergeben. "Dadurch, dass die Älteren sich anders verhalten als sonst, stellen die Kinder Fragen und lernen", sagt Wagner.

Zur Tradition gehört auch, dass in den Haushalten gestern zehn Stücke Brot verbrannt wurden, die die Familien vorher symbolisch im Haus gesucht haben, um sicher zu gehen, dass auch nicht der kleinste Krümel übrig ist.

Auf einer so genannten Sederschüssel werden Lebensmittel der Tradition folgend angeordnet. Dazu gehören unter anderem Bitterkräuter wie Meerrettich, das für die bittere Sklaverei in Ägypten steht, und eine "Lehmpaste", die aus Früchten hergestellt wird. Sie symbolisiert den Lehm, aus dem die Sklaven Ziegel gemacht haben.

Während der Zeremonie wird die Geschichte des Auszugs erzählt, gegessen, gesungen und gebetet. "Es hat Wochen gedauert, das Zentrum so sauber zu kriegen, das alles koscher ist für unser erstes Pessachfest hier", sagt Rabbi Wagner.

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