Jesus’ Lebensgeschichte aus jüdischer Sicht

Im Zweiten Weltkrieg ist Rolf Gompertz in die USA geflohen. Jetzt hat Pfarrer Schäfer eins seiner Bücher übersetzen lassen.

Krefeld. Jemand irrt sich in der Tür, und ein Roman wird gedruckt. So könnte die Kurzfassung zu dem Buch "Jesus, mein jüdischer Bruder" lauten, der jetzt beim Verlag Aussaat erschienen ist. Für die Langfassung allerdings gilt es weit auszuholen in der Lebensgeschichte des Verfassers Rolf Gompertz.

Rolf Gompertz wurde 1927 in Krefeld geboren, floh 1939 mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten von Amerika. Denn die Familie Gompertz ist jüdischer Konfession. Schnell eignete der Junge sich die englische Sprache an - es hieß dort immer: "Don’t talk German!!"

Gompertz sprach so gut, dass er sein Geld mit Schreiben verdienen konnte. Er schrieb für eine Wochenzeitung in Kalifornien und war auch in der Erwachsenenbildung tätig. Und er veröffentlichte zahlreiche Bücher. Poeme voller Humor und Liebe zur Schöpfung, auch mit einer Prise Schalk.

Immer aber ist sein Thema der Glaube und die Religion. Denn er gehört zu den Menschen, die durch den Holocaust ihren Glauben nicht verloren haben, sondern sich immer wieder und immer wieder neu mit ihrem Gott auseinandersetzen.

Diese Einstellung gab ihm auch die Kraft, im Jahre 1987 nach Krefeld zurückzukehren: Zu der ersten offiziellen jüdisch-christlichen Begegnung in der einstigen Heimatstadt. Rolf Gompertz hielt dort eine sehr beachtete Rede, deren schwierigster Teil, so erzählte er später, die Anrede "Meine lieben Krefelder!" gewesen sei.

Im Rahmen dieses jüdisch-christlichen Dialogs lernte Gompertz auch den jungen evangelischen Pfarrer Kai Schäfer kennen, mit dem ihn inzwischen eine Freundschaft verbindet. Seit damals schreiben die beiden Männer sich Mails, mittlerweile auch auf Deutsch. Seit damals liest einer des anderen Veröffentlichungen oder Predigten.

Schon vor mehr als 30 Jahren, 1977 nämlich, hatte Gompertz "A Jewish Novel about Jesus", die Lebensgeschichte Jesu aufgeschrieben, aus jüdischer Sicht. "Das müsste man auf Deutsch haben!" wünschte sich Kai Schäfer, der das Buch mit großem Interesse gelesen hatte.

Es war aber Carl Dieter Hinnenberg, der ehemalige und sehr sprachkundige Hebräisch-Lehrer von Schäfer, mit dem er den entscheidenden Schritt nach vorne machte konnte. Schäfer bat ihn, das Buch von Gompertz zu übersetzen. Hinnenberg überlegte nur 24 Stunden und sagte dann zu.

Nun liegt der Roman über Jesus vor: Ein Jude, Holocaust-Überlebender, der sich an dem jüdisch-christlichen Dialog beteiligt, schrieb einen Roman über die ersten 33 Jahre unserer Zeitrechnung und die jüdische Gestalt Jesus, der bei den Christen zum Messias wurde.

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