„Jedes vierte Kind in Krefeld lebt von Sozialhilfe“

Ausblick beim Neujahrsempfang: Flüchtlingsarbeit gehört 2018 zur Kernarbeit des Sozialdienstes katholischer Frauen.

„Jedes vierte Kind in Krefeld lebt von Sozialhilfe“
Foto: Dirk Jochmann

Eine durchaus positive Bilanz zieht Anne Schneider, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), beim Neujahrsempfang für das Jahr 2017 — auch wenn es manchmal aufregend und unruhig gewesen sei. Schneider hebt besonders das Engagement von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen hervor, die sich für den Verein und seine Klienten einsetzen. „Ohne ihre Verbundenheit zum SkF und seinen Menschen schätzenden Werten würde unser Verein geleichförmig in der Masse verschwinden“, betont sie.

Auch für dieses Jahr sieht die Vorsitzende die Flüchtlingsarbeit als eine der Kernaufgaben: „Jetzt beginnt der schwierige Teil der eigentlichen Integration.“ Es reiche nicht, wenn allein soziale oder karitative Einrichtungen tätig seien. „Jeder muss auch privat mitmachen.“ Gewalt an Frauen und Armut, vor allem bei Alleinerziehenden mit einhergehender Kinderarmut, seien weitere große Gebiete, die der SkF abdecken will. „Jedes vierte Kind in Krefeld lebt von Sozialhilfe.“

Ein Rückblick in die unterschiedlichen Beschäftigungsfelder gibt die Vorsitzende auch: Durch die immer häufiger anfragenden Flüchtlingsfrauen mussten sich die Mitarbeiter verstärkt mit ausländerrechtlichen Fragen auseinandersetzen. „Es ist ein weites Feld mit vielen neuen Stolpersteinen. Es wurde zunehmend schwieriger, adäquaten, bezahlbaren Wohnraum für die Frauen zu finden, die das Haus verlassen.“

Für sie, wie für andere Hilfesuchende auch, ist die Beratung am Dionysiusplatz eine erste Anlaufstelle. „Dort geben unsere Mitarbeiter — unter großem Einsatz und Engagement — vielen Menschen eine erste Antwort auf existenzielle Fragen und weisen ihnen den richtigen Weg.“ Sprachliche und kulturelle Unterschiede im Umgang mit den Menschen aus fernen Ländern seien eine große Herausforderung.

Die Prostituiertenhilfe „Gegen den Strich“ erreiche viele Frauen und sei in Zusammenarbeit mit Gesundheitsamt und Stadtverwaltung sehr effektiv, heißt es weiter. Als „tollen Erfolg“ bezeichnet die Vorsitzende den Erfolg im Mädchenheim St. Irmgardis. Dort konnten vier Intensiv-Plätze in vier offizielle Mutter-Kind-Plätze umgewandelt werden. „Die Verantwortlichen der Stadt haben den Bedarf für die intensivere Betreuung erkannt. So können wir bessere Hilfe leisten. Außerdem sind unsere drei auf vier Trainingswohnungen aufgestockt worden.“

„Mikado“, die Betreuung von Kindern psychisch kranker Eltern, bekommt eine neue Gruppe. Diese Mädchen und Jungen haben ein erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Erkrankung zu entwickeln oder sozial benachteiligt zu werden. Häufig reagieren Kinder psychisch kranker Eltern mit erhöhter Aggression, sozialem Rückzugsverhalten, Ängstlichkeit oder Beeinträchtigungen im schulischen Bereich. Im Spiel können sie sich mit anderen Kindern mit gleichen Erfahrungen austauschen.

In der Wohngruppe „Refugium“ leben jetzt mehr Jungen aus Afrika. Sie haben ganz andere kulturelle Hintergründe als diejenigen aus Afghanistan oder Syrien. Schneider: „Stets ist die Ungewissheit über eine möglicherweise drohende Ausweisung eine Herausforderung.“

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