Jahresrückblick: Desaster für das Theater

Die Vereinigten Städtischen Bühnen stehen vor einem Scherbenhaufen. 2009 wird wohl ein Schicksalsjahr.

Krefeld. 2009 wird ein Schicksalsjahr für die Vereinigten Städtischen Bühnen. Zum Jahreswechsel steht das Haus vor einem Scherbenhaufen: Aus einer politischen Debatte, die anfangs kaum ernst zu nehmen war, ist ein Desaster geworden. Finanziell und damit auch künstlerisch drohen harte Zeiten.

Am Anfang steht eine Entscheidung auf Bundesebene, die lokal kaum mehr als eine Randnotiz war: Die Tarife im Öffentlichen Dienst werden saftig erhöht, um 5,1 Prozent im laufenden, um weitere 2,8 Prozent im kommenden Jahr. Für das Theater, dessen Etat zu 90 Prozent aus Personalkosten besteht, hat das gravierende Folgen. Im Haushalt entsteht ein Loch von einer Million Euro allein in der laufenden Spielzeit.

An diesem Punkt entsteht zuerst in Mönchengladbach, dann auch in Krefeld eine verhängnisvolle Diskussion: Während die Kommunen die höheren Gehälter in anderen Bereichen zähneknirschend bezahlen, soll das Theater selbst sehen, wie es die Zusatzkosten abdeckt. So sehen es jedenfalls CDU und FDP in Gladbach. Kurzfristig stößt auch die Krefelder CDU ins gleiche Horn. Kulturdezernent Roland Schneider (SPD) kritisiert dies als "Willkür", spricht von einem "theaterpolitischen Skandal".

Schnell besinnt sich die Krefelder CDU eines Besseren. Denn die vom Theater geforderten Einsparungen sind ein Ding der Unmöglichkeit. Für die laufende Spielzeit sind die Verträge längst geschlossen, der Spielplan steht - hier kurzfristig eine Million Euro einzusparen, ist illusorisch. Die Folgen stellt Intendant Jens Pesel dar: Bleibt die Politik bei ihrer Haltung, "sind wir bald zahlungsunfähig". Rechnerisch wäre es Anfang Juli soweit.

Angesichts der Sachlage entscheidet das Theaterkuratorium in einer dramatischen Sitzung, den Etat für die laufende Spielzeit zu erhöhen. Doch dieser Beschluss kippt Mitte Dezember im Gladbacher Stadtrat. Hier plädieren CDU und FDP inzwischen dafür, dem Theater das zusätzliche Geld als Darlehen zur Verfügung zu stellen. Dies wäre wohl der Beginn einer Schuldenspirale, aus der das Theater sich nicht aus eigener Kraft befreien könnte.

Wenn sich das Theaterkuratorium nun Mitte Januar erneut zusammensetzt, steht es wieder bei Null. Die Situation wirkt verfahren, eine Lösung ist nicht in Sicht. Denn nicht nur der laufende Etat bleibt ungeklärt, auch die Planung für 2009/10 kann nicht beginnen. Pesel kann keine Verträge schließen, die ersten Künstler sind bereits auf dem Absprung. Bald wird sich zeigen, ob die Tragödie noch aufzuhalten ist.

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