Bildung So massiv ist der Lehrermangel in Krefeld

Krefeld · Nicht einmal die Hälfte der zuletzt ausgeschriebenen Lehrerstellen in Krefeld sind besetzt worden. Das liegt deutlich unter dem NRW-Durchschnitt. Einige Schulen trifft es besonders hart.

 Es ist gar nicht selbstverständlich, dass es genügend Lehrer gibt. Archivfoto: dpa

Es ist gar nicht selbstverständlich, dass es genügend Lehrer gibt. Archivfoto: dpa

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Von 217 Stellen, die an Krefelder Schulen zum 1. August ausgeschrieben waren, konnten nur 102 Stellen besetzt werden. Das entspricht 47 Prozent, also nicht einmal der Hälfte. Damit liegt Krefeld noch deutlich unter dem Landesschnitt von 61,6 Prozent, den Schulministerin Yvonne Gebauer zum Start des Schuljahres 2018/19 bekannt gegeben hat.

DGB-Chef Einfalt übt harsche Kritik

Wie im Land sind auch in Krefeld die Förder- und Grundschulen besonders betroffen. Während bei 76 ausgeschriebenen Lehrerstellen an Grundschulen nur 28 Lehrkräfte (37 Prozent) eingestellt werden konnten, stellt sich die Situation an den Förderschulen noch problematischer dar. Hier konnte nur eine einzige von 27 ausgeschriebenen Stellen besetzt werden. Die Besetzungsquoten an den anderen Schulformen in Krefeld lagen mit 49 Prozent an den Gesamtschulen, 64 an den Realschulen, 70 an den Berufskollegs und 83 an Gymnasien zum Teil deutlich höher, obwohl auch an diesen Schulformen zwischen vier und 22 Stellen unbesetzt blieben.

Die „Besetzungsquoten“ alleine geben keine Auskunft über die reale Stellenbesetzung an den Schulen. Diese Zahlen sind zurzeit auch von der Pressestelle der Bezirksregierung Düsseldorf nicht erhältlich, da die Daten der neu eingestellten Lehrkräfte, Versetzungen oder Abordnungen zum neuen Schuljahr erst noch ins System eingespeist werden. „Davor haben wir leider keinen Zugriff auf belastbares Zahlenmaterial“, teilt die Pressestelle schriftlich mit. Weitergehende Auswirkungen hat die Lage auf den Stellenmarkt, wenn Lehrkräfte durch längerfristige Erkrankungen oder Erziehungszeiten ausfallen und die Schulen Vertretungslehrer suchen. Das scheint besonders bei Grund- und Förderschulen ein schier aussichtsloses Bemühen.

Der Vorstandsvorsitzende Der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Krefeld, Philipp Einfalt, sieht die Lehrersituation noch viel problematischer als die Regierung, „die die Zahlen gerne schönredet“. Ursache für den Lehrermangel seien „Versäumnisse der diversen Landesregierungen. Die Bildungsbranche wurde und wird als Sparschwein der Regierung genutzt“, klagt Einfalt. „Den heutigen Lehrermangel hätte man vorhersehen können.“

Das Programm für Seiteneinsteiger sieht Einfalt zwiespältig: „Sie sind oft fachlich gut ausgebildet, haben aber keine pädagogische Ausbildung.“ Für die Gewerkschaft liegt eine Ursache für den Lehrermangel auch bei den problematischen Arbeitsbedingungen. „Dazu gehören ungerechte Bezahlung, etwa der Grundschullehrer, und die größer werdende Fülle an Aufgaben, zum Beispiel Inklusion und Migration. Für die wurden unsere Lehrer nicht ausgebildet.“ Überbordende Verwaltungsarbeiten ließen zu wenig Zeit für pädagogische Arbeit.

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