Plage Bis zu eine Million Ratten in Krefeld

Krefeld · Die Bekämpfung der Tiere ist aufwändig. Auch, weil Menschen ihnen mit falsch entsorgtem Müll Nahrung liefern.

 Die Ratten tauchen überall dort in Jrefeld auf, wo sie etwas zu fressen finden.

Die Ratten tauchen überall dort in Jrefeld auf, wo sie etwas zu fressen finden.

Foto: dpa, Arno Burgi

Ratten und Menschen – in einer Stadt wie Krefeld sind sie meist nur wenige Meter voneinander entfernt. Zu sehen sind die Tiere zwar selten, zu scheu sind sie. Dennoch sind sie in vielen Ecken unterwegs. „Es gibt keine Stadt in Deutschland, die keine Ratten hat“, sagt Lothar Lessmann, Sprecher des Kommunalbetriebs Krefeld. Sein Haus muss dafür sorgen, dass die Population in der Stadt nicht zur Plage wird. Dafür arbeitet der Kommunalbetrieb der Stadt mit externen Fachleuten. Derzeit schreibt dieser die Rattenbekämpfung im Stadtgebiet für 2020 und 2021 aus. Worauf kommt es dabei an? Und warum gibt es seit Jahrzehnten Probleme mit Ratten? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie viele Ratten leben in Krefeld? 500 000 bis eine Million Ratten könnten auf Krefelder Stadtgebiet leben. Er kalkuliere zwei der Tiere pro Einwohner, sagt Lessmann. Wenn jemand sogar von vier pro Krefelder ausgehe, könne er nicht widersprechen. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die Population schwankt aufgrund verschiedener Faktoren. Es kommt etwa darauf an, wie viel die Nachbarstädte derzeit gegen die Ratten tun. „Die Ratten ziehen zwar nicht von Köln nach Krefeld um“, sagt Lessmann. Aber an den Grenzen zu den Nachbarkommunen halten sie freilich nicht an.

Warum sind die Tiere ein Problem? Die grau-braunen Tiere haben seit Jahrhunderten einen miesen Ruf. Die von den Nagern eingeschleppten Parasiten gelten als Infektionsträger von Krankheiten. Ratten können etwa 120 Krankheiten übertragen. Wenn sie an Elektroleitungen knabbern, drohen Kurzschlüsse. Zudem sorgen sie durch ihre Ausscheidungen für unschöne Hinterlassenschaften.

Warum gibt es so viele Ratten? Ausgerechnet die Menschen helfen den Ratten: Sie decken den Ratten den Tisch. Jeder, der Speisereste in den Abfluss kippt, ernährt die Tiere. „Die freuen sich genauso über den Eintopf wie die Menschen vorher“, sagt Lessmann. Selbst wenn dieser verdorben sei, störe das die Ratten nicht. Auch in Parks und an Spielplätzen werden sie fündig. „Wenn Leute da Reste vom Grillen oder den Rest vom Apfel für die Kinder liegen lassen, kommen die Ratten“, sagt Lessmann. Sein Appell: Die Krefelder sollen ihren Müll richtig entsorgen. Ein weiteres Problem sind Mülleimer, bei denen der Deckel offen steht. „Für die Ratte ist es kein Problem einen Meter hoch zu klettern und dann zu essen“, sagt Lessmann. Sei der Deckel auf der Tonne, werde es komplizierter. Viele Bürger unterschätzen zudem Tierfutter, das offen rumsteht. Beispielsweise haben am Vogelfutter auch die Ratten Spaß.

Wo leben die Ratten? Die Ratten kommen überall dorthin, wo es Futter gibt. An diesen Stellen siedeln sie sich an und vermehren sich. Zudem mögen es die Ratten warm. Deshalb fühlen sie sich in Kanälen wohl. Allein in Krefeld ist das ein 750 Kilometer langes Netz mit etwa 20 000 Schächten. Lessmann widerspricht der Vermutung, dass der Kanal der einzige Rückzugsraum ist. „An Parks oder Spielplätzen bauen sie sich Höhlen.“ Natürliche Feinde haben die Ratten in der Stadt nicht.

Was tut die Stadt gegen die Tiere? Immer wieder mahnt Lessmann, Müll richtig zu entsorgen. Würden mehr Bürger sorgsam mit Essensresten umgehen, wäre das Ratten-Problem kleiner. Doch bislang verhallen die Appelle. „Das könnte ich jeden Tag machen“, sagt Lessmann. Deshalb muss die Stadt Dienstleister bezahlen, die die Tiere bekämpfen. Kommt die Meldung, dass an einem Platz vermehrt Ratten unterwegs sind, rücken die Fachleute aus. Sie müssen Spuren der Tiere wie Kot oder Höhlen suchen. Dann legen sie Giftköder aus. Wenn die Ratte davon gefressen hat, wirkt das Gift mit Verzögerung. „Da die Ratten intelligente Tiere sind, schicken sie erst zwei, drei vor“, sagt Lessmann. Damit die übrigen zum Köder kommen, dürfen ihre Artgenossen nicht zu früh sterben. Schwerpunkte für solche Einsätze lassen sich im Stadtgebiet nicht bestimmen. Passende Bedingungen könnten die Tiere überall finden, sagt Lessmann. Wegen der Gifte und der aufwändigen Suche nach den Tieren, sei es wichtig, dass sich Spezialfirmen kümmern.

Warum legt die Stadt nicht überall Rattengift aus? Die Rattenbekämpfung sei sehr teuer, sagt Lessmann. Jährlich gibt die Stadt Krefeld dafür einen niedrigen bis mittleren sechsstelligen Betrag aus. Würden die Fachleute für einen prophylaktischen und flächendeckenden Einsatz gegen die Tiere engagiert, wäre das viel zu teuer. Zudem sei es unklug, das Rattengift überall auszulegen, sagt Lessmann. Mit der Zeit verlieren die Köder ihre Wirkung. Deshalb sollten sie dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich helfen. Darüber hinaus sollte das Rattengift nur in geringer Dosis in die Umwelt gelangen.

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