Krefeld In der Kirche gibt’s Lutherbier, aber keine Gabel zum Luthermahl

Dass sich der Thesenanschlag 2017 zum 500. Mal jährt, lässt viele Gemeinden kreativ werden. Für das einzige Gotteshaus der Stadt, das den Namen des Reformators trägt, ist es eine Ehrensache.

Krefeld: In der Kirche gibt’s Lutherbier, aber keine Gabel zum Luthermahl
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Gott behüte mich vor Gäbelchen“ soll Martin Luther 1518 geschrieben haben. Während das Esswerkzeug in der päpstlichen Kirche als „Teufelsklaue“ bezeichnet wurde, war es ihm als Mann des Volkes zu „weibisch“ — er sah es als sinnloses Getue, das Essen damit aufzupicken. Und so wird es nichts mit Zinken geben, wenn im Oktober des kommenden Jahres in der Lutherkirche ein Mahl eingenommen wird, bei dem gegessen und getrunken werden soll wie zu Zeiten des Reformators.

Kochbücher mit Rezepten aus lange vergangenen Tagen wälzt derzeit Norma Wierczimok. Eines ist schon klar: „Es wird wohl viele Eintopfgerichte geben“, sagt die Gemeindepädagogin der evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Süd, zu der die Lutherkirche mit der Markuskirche gehört. Und Bier, für das Luther eine Vorliebe hatte, soll selbstverständlich auch auf der Riesentafel stehen, für die das Gotteshaus komplett ausgeräumt werden soll.

Ein Lutherbier wird von der Königsbrauerei speziell für die Gemeinde in einer Auflage von tausend Flaschen gebraut. „Gemeindevertreter und Brauer entwickeln den Geschmack gemeinsam“, erklärt Pfarrerin Sabina Busmann. Der Termin für das große Mahl in der nur von Kerzen erleuchteten Kirche steht noch nicht genau fest, wird aber kurz vor oder nach dem Jubiläums-Programmpunkt für Jugendliche unter dem Titel „God ist a DJ“ Mitte/Ende Oktober sein. Denn dann muss die Kirche auch zum Tanzen freigeräumt sein.

„Es soll etwas für jedes Alter und verschiedene Interessen im Programm geben. Wir wollen ein breites Publikum erreichen“, sagt Presbyterin Ursula Wenk über die Vorträge, Konzerte und Feiern, für die in fast allen Fällen die Termine bereits feststehen (siehe Kasten). Das gemeinsame Organisieren mit zahlreichen Haupt- sowie Ehrenamtlichen und anderen Freiwilligen, Förderern und Freunden der Gemeinde war dabei für Pfarrerin Sabina Busmann gewissermaßen schon das Sinnbild dessen, was im kommenden Jahr gefeiert wird. „Jeder kann seinen Teil einbringen“, sagt sie. SDas ist genau das, was für Martin Luther und die evangelische Theologie wichtig war und ist: nicht der Papst, kein Bischof, nicht der Pfarrer, sondern die Gemeinde.“

Ganz bewusst sei das Programm deshalb auch gemeinsam mit der Markuskirche erarbeitet worden. In dem Gotteshaus an der Kölner Straße in Fischeln geht es dann auch schon in diesem Jahr am Sonntag, 13. November, mit dem ersten von einem guten Dutzend Konzerten in der Reihe „Mit Lutherliedern durch das Reformationsjubiläum“ los.

Ganz wichtig für das Organisations-Team sei bei allem die Frage gewesen, was Kirche heute bedeutet, berichtet Busmann. Sie freut sich deshalb sehr, dass beispielsweise der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland im April des kommenden Jahres in die Lutherkirche kommt. Und auch dessen Vorgänger Nikolaus Schneider wird im Juli 2017 dort zu Gast sein. „Er ist ein Vertreter der gemeindenahen Theologie und wir schätzen ihn sehr“, freut sich Busmann, dass er ihre Einladung angenommen hat.

Was die Menschen vor Ort tatsächlich von ihrer Kirche halten, können sie auf Luthers Spuren beim Gemeindefest am 24./25. Juni äußern. Dann werden sozusagen Thesen gesammelt, die wie die 95 des Reformators, die er in Wittenberg an eine Kirchentür genagelt haben soll, einen Platz an der Pforte der Lutherkirche finden sollen. „Jeder darf uns mal die Meinung sagen. Es soll bunt, kritisch und klar werden“, wünscht sich Busmann.

Und dann sollen die Zettel zum Abschluss aller Jubiläums-Aktivitäten beim Reformationsgottesdienst am 31. Oktober 2017 tatsächlich an eine vor die Originaltür gesetzte Reformationstür geschlagen werden. „Da kann jeder selbst hämmern“, verspricht Busmann und Wenk ergänzt lächelnd — erneut mit Blick auf Gemeinschaft und Gemeinde: „Wir lassen hier nicht hämmern.“

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