Im Stadtarchiv spielt nun die Musik

40 Jahre lang hat Hans Rommerskirchen Musikproduktionen aus Krefeld gesammelt. Gestern hat er alles an Olaf Richter übergeben.

Im Stadtarchiv spielt nun die Musik
Foto: Dirk Jochmann

Mitte. Es ist die Zeit, als die Haare lang und die Stoffe mit Blumen bedruckt waren und die Hosen mächtig Schlag hatten. Es ist aber auch die Zeit, in der der passionierte Schlagzeuger Hans Rommerskirchen begann, Musikproduktionen der Krefelder Szene und allem, was in Beziehung zu ihr stand, zu sammeln. In 40 Jahren sind wahre Schätze zusammengekommen, nicht nur solche aus Schellack, sondern auch Bücher, CDs oder Plakate. Seit gestern besitzt das Stadtarchiv rund 800 ausgesuchte Exponate zur Krefelder Musikszene.

Wolfgang Hellfeier, Rommerskirchens musikalischer Weggefährte, hat bei der Sichtung und Aufarbeitung mitgearbeitet. Nun spielt im Stadtarchiv die Musik. Wer kennt noch die Band „Apares“ und ihre Rockoper „Die seltsame Reise des Jeremias McFlopp“? Rommerskirchen berichtet: „Es war eine progressive Rockband in den 1970er und 1980er Jahren. ,Flopp‘ fanden sie lustig. Sie brachten damals schon eine Lichtshow auf die Bühne, sphärisch, ähnlich wie Pink Floyd.“ Das Plakat hängt an einer Stellwand des Stadtarchivs.

Hans Rommerskirchen, Schlagzeuger und Musik-Fan

Auf dem Tisch liegen neben einem Plattenspieler viele Bücher und Tonträger. Auch einer von „Kollektiv“, die Langspielplatte „German Rock Szene“. „Beeinflusst von der aus England kommenden Beatmusik pflegten sie den Krautrock. Die Platte ist ziemlich wertvoll“, sagt Rommerskirchen. „Trash“ sind Kinder ihrer (Hippie-) Zeit; die Stücke „Living in a garden“ oder „Why is there war“ bezeichnend. Es sind aber nicht nur Rock- und Jazz-Bands, die gesammelt wurden, sondern auch Chor- und klassische Musik, Fanfarencorps, Mundartlieder, Hip-Hop und Elektro-Pop — die ganze Bandbreite Krefelder Musik halt.

Neben Tonträgern bekannter Schlagerstars wie Andrea Berg sowie den Heavy-Metal-Erfolgsproduktionen von Blind Guardian finden sich auch Filmmusiken von Sven Rossenbach und seinem Partner Florian Van Volxem für den ARD-Tatort und den Polizeiruf 110. „Kraftwerk mit ihrem Krefelder Gründer Ralf Hütter fehlt natürlich auch nicht“, sagen Rommerskirchen und Hellfeier. Ein Lieblingsstück von Hellfeier ist jedoch die Single des Orchesters des Arndt-Gymnasiums mit der Ricarda-Huch-Schule von 1968. „Da habe ich nicht mitgespielt, aber mitgesungen.“ Auch die Namen einiger Bands sind ganz witzig: „Japanische Kampfhörspiele“ oder das „Rheinische Doppelquartett“ mit deutsch-russischen Volksweisen auf dem Schellack-Schätzchen direkt neben den Pappköpp. Rommerskirchen fand jedes Jahrzehnt „aufregend, schön und wertvoll“, denn jedes hatte seinen Zeitgeist, findet der 61-Jährige. „Hier gibt es nicht nur die Musik, die uns begeistert, sondern einen Querschnitt durch die Szene in Krefeld, als wir uns im Bahnhofsbunker trafen oder Konzerte in der Niederrheinhalle stattfanden.“

Olaf Richter, der Leiter des Stadtarchivs, ist sich sicher, dass die neue Sammlung mit dem „Sound of Krefeld“ etwas ganz Besonderes und eine Premiere für das Haus ist. „Die audiovisuellen Medien sind ein Schwerpunkt unseres Bestandes. Wir besitzen noch Filmrollen und Tonträger, die erforscht werden müssen“, sagt er.

Das Angebot der beiden Musiker aus dem April des vergangenen Jahres habe sich gut getroffen. „Bestände aus dem Stadttheater, dem Kunstverein und des Kulturbüros sind bereits zu uns übergegangen“, sagt Richter. „Unser Fachverband hat bereits 2014 erklärt, dass Kulturarchive ein wichtiger Baustein seien.“

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