Im alten Odeon-Kino stehen wieder Plüschsessel
Seit Jahren hat das Gebäude an der Neuen Linner Straße leer gestanden. Jetzt wird bei „Esila Home“ auf Sofas probegesessen.
Cracau. Über Jahre war das alte Odeon-Kino ein trostloser Anblick. Der knallorangefarbene Anstrich des von außen ansonsten eher unscheinbaren Gebäudes an der Neuen Linner Straße 64 erinnerte an Zeiten, als hier bis vor sechs Jahren ein Gebrauchtmöbelladen untergebracht war. Am Ende der gähnenden Leere, die die Schaufenster preisgaben, konnte man noch die gefliesten Reste der ehemaligen Kühltheke und -räume des Supermarkts beziehungsweise Discounters erkennen, die hier in den 80er-/90er-Jahren die Menschen des Viertels versorgten.
Vom Kinobetrieb und dem ehemaligen Lebensmittel- beziehungsweise Second-Hand-Möbelhandel sind jetzt keine Spuren mehr zu sehen. Alles ist renoviert. Die wandhohen Fliesenspiegel der Wurst- und Käseabteilung sind hinter schwarzen Vorhängen verschwunden. Rote und schwarze Teppichläufer schlucken die Schritte der Kunden auf dem Steinboden.
Am vergangenen Samstag haben Hüseyin Tasdemirli (31) und seine Frau Yeliz (30) das neue Geschäftslokal von „Esila Home“ eröffnet. Sieben Monate war der Möbelladen am Südwall/Ecke Gerberstraße angesiedelt. „Aber das war uns schnell zu klein“, sagt der Inhaber, der statt 180 nun rund 500 Quadratmeter für die Ausstellung zur Verfügung hat.
Esstische und -stühle, Betten beziehungsweise ganze Schlafzimmerkombinationen sind aufgebaut. Der Krefelder mit türkischen Wurzeln klappt eines der rund 25 ausgestellten Sofas im neu gestalteten Verkaufsraum auf, um die Bettfunktion zu demonstrieren und den Stauraum unter der Couch zu zeigen. Während er mit der Stammkundin, die mit ihrer Mutter nach einer Sitzgruppe sucht, eigentlich Türkisch spricht, lässt er „mit Bettfunktion“ auf Deutsch einfließen. Die meisten seiner Kunden stammten aus der Heimat seiner Familie, erzählt Tasdemirli. „Und die mögen auch Möbel aus der Türkei“, sagt der 31-Jährige. Deshalb stammt nur rund ein Fünftel der Ausstellungsware aus der EU. Den Großteil bestellt er in der Türkei — mit der Möglichkeit, Maße, Stoffe und Farben nach Kundenwünschen zu gestalten.
Bei den Designs liege bei seiner Kundschaft „Barock im Trend“, erzählt der Ladenbesitzer, der eigentlich gelernter Automobilkaufmann ist, eine Zeit lang als Lackierer bei Andritz arbeitete und — bevor er sich in diesem Jahr mit dem eigenen Geschäft selbstständig machte — für seine seit zehn Jahren im Möbelbereich arbeitenden Cousins in Frankreich ein Jahr als Außendienstler in Belgien und den Niederlanden unterwegs war.