Hilfe, wenn die Familie zerbricht

Katholischer Beratungsdienst in Krefeld wird 50 Jahre alt. Sie kümmert sich vor allem um Kinder.

Kinder leiden besonders unter Trennungen. Eine gemeinsame Beratung kann den Schmerz lindern.

Kinder leiden besonders unter Trennungen. Eine gemeinsame Beratung kann den Schmerz lindern.

Foto: dpa/Archivbild

Krefeld. Dem siebenjährigen Max und seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Marie geht es richtig schlecht. Die Eltern haben sich auseinandergelebt und vor einem halben Jahr getrennt. Es hat viele Streitereien gegeben. Die Kinder litten. Max ließ in der Schule nach, wurde aufsässig, Marie will nur noch lieb sein. Frühe Gespräche, wie sie der Katholische Beratungsdienst bietet, können Konflikte lösen. Die Einrichtung wurde jetzt ein halbes Jahrhundert alt.

„Es ist schrecklich, wenn meine Eltern sich streiten“, ist die Fachtagung überschrieben, die von der Beratungsstelle für Lebens-, Ehe- und Erziehungsfragen zum 50-jährigen Jubiläum durchgeführt wurde. „Es ist eines unserer Hauptthemen, denn 50 Prozent unserer Beratungen beziehen sich auf Trennung und Scheidung“, berichtet Maria Bushuven, Diplom-Sozialpädagogin und Einrichtungsleiterin. „Vertreter unserer Kooperationsteilnehmer von Familiengericht, Erziehungsberatungsstelle oder Frauenhaus beispielsweise, haben daran teilgenommen.“

Eigentlich möchten die Berater die Familien von Anfang an betreuen, vermitteln und nach Lösungen suchen, um die Situation für alle Beteiligten und vor allem für die Kinder erträglich zu gestalten. „Nach wissenschaftlichen Untersuchungen nehmen etwa zehn bis zwanzig Prozent aller Trennungen einen strittigen Verlauf. Davon werden fünf bis zehn Prozent als hochstrittig bezeichnet“, berichtet der Diplom-Sozialpädagoge Lukas Hülbusch.

Für Konflikte sorgen Aussagen wie die des Vaters: „Sie kümmert sich nicht um die Kinder.“ Die Mutter erklärt: „Er sitzt nur vor dem PC.“ Die Kinder wollen nur eines: „Dass sich die Eltern wieder vertragen, denn sie lieben beide und beziehen dabei oft die Konflikte auf sich. Sie werden selbst aggressiv, spielen in der Schule den Kasper oder ziehen sich zurück, verhalten sich angepasst“, sagt Heilpädagogin Marianne Koch-Schonvogel. Bushuven: „Wir möchten die Eltern in frühen Einzelgesprächen sensibilisieren, das Wohl der Kinder im Blick zu behalten. Sie müssen über den Tellerrand der Verletzung auf den Nachwuchs achten unter der Prämisse: ,Was tut Ihr den Kindern an?‘“

Oft äußern sich die Probleme der Kinder erst Monate später. „Bei den Gesprächen, warum die Kleinen auffällig sind, kommt erst nach und nach heraus, dass in Wirklichkeit die Eltern Probleme haben“, erklären die Fachleute der Katholischen Beratungsstelle. Lukas Hülbusch ergänzt dazu: „Die Kinder brauchen jedoch Halt, benötigen beide Bezugspunkte, um sich zu entwickeln.“ Wichtig sei es, dass die Kinder wissen, dass die Schwierigkeiten der Eltern nichts mit ihnen zu tun haben. Sie müssen die Erlaubnis haben, beide lieb haben zu dürfen. 75 Prozent der Eltern schafften dies oder seien darum bemüht. chm

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