Hexenwerk am Rheintor

Eine fünftägige Posse fand gestern ihr friedliches Ende. Warum eine Stunde Abbau 6000 Euro kostet, möchte die Stadt nicht sagen.

Krefeld. Nach einer guten Stunde waren sie fertig. In aller Ruhe hatten die sieben Männer in Orange die Aluminiumstreben des Rheintors aus der Verankerung gezogen, ordentlich auf der Ladefläche gestapelt und in Richtung Bruchfeld abtransportiert. Um 9 Uhr morgens war das Rheintor wieder offen — und eine fünftägige Posse ging friedlich zu Ende.

Noch am Montag nämlich hatte die Stadt folgendes erklärt: Das Tor, das normalerweise Anfang April mit Ende der Hochwassersaison geöffnet wird, werde vorerst geschlossen bleiben. Eine Fremdfirma hatte bislang für das Öffnen und Schließen jeweils 6000 Euro kassiert. Das Geld stehe aufgrund der Haushaltssicherung nicht mehr zur Verfügung.

Als die WZ dies am Dienstag berichtete, schien sich halb Uerdingen zu fragen, ob statt 1. Mai vielleicht 1. April sein könnte. Neben jeder Menge Galgenhumor, der an jeder Ecke zu vernehmen war, gab es wütende Reaktionen, unter anderem in der Weinbrennerei Dujardin.

Dort erwartete man für den gestrigen Freitag ein Schiff der Weißen Flotte mit 70 Touristen. „Von der Uerdinger Altstadt hätten die bei geschlossenem Rheintor nichts gesehen“, erklärt Dujardin-Besitzer Matthias Melcher. Die älteren Herrschaften hätten nämlich statt durch die Niederstraße nur über die tristen Seitenzufahrten des Hafens zur Brennerei gelangen können.

Dass gestern nun alles anders kam, hat mit einem plötzlichen Sinneswandel zu tun. Ohne dies mitzuteilen, beschloss die Stadt am Mittwoch, das Tor nun doch durch eigene Mitarbeiter öffnen zu lassen. Das war am Montag noch völlig undenkbar gewesen: Ohne vorherige Schulung dürfe niemand das Tor berühren.

Von einer solchen Schulung hatten die Arbeiter gestern früh nichts mitbekommen: Sie bauten halt einfach die Streben aus, was nicht unbedingt wie Hexenwerk wirkte. Deichgräfin Petra Weber schaute jedenfalls gnädig zu.

Warum diese Dienstleistung bislang 6000 Euro kostete, konnte die Stadt weder am Donnerstag noch am Freitag beantworten. Der zuständige Fachbereich Tiefbau ignoriert offenbar die Anfragen der Kollegen vom Presseamt.

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