WZ-Serie Heute ist Miracoli-Tag

Marc Blondin (CDU) ist ein Traarer Jung und kocht auch schon mal gern pragmatisch.

Krefeld. Marc Blondin ist „Einer von uns“. Darauf legt er Wert. In Traar, in ganz Krefeld. Und irgendwie ist das Motto für den Wahlkampf gar nicht so schlecht gewählt. Nicht nur, weil immer mehr politikverdrossene Wähler der Urne einen Korb geben, weil „die da oben eh nicht wissen, was der Wähler will“. Sondern weil es sogar zu Blondin passt. Der 45-Jährige ist ein echter Vereinsmeier, aber im positiven Sinne. Politik, Brauchtum, Sport. Einer, der von Beruf Vorsitzender sein könnte. Und einer, der auch mal die Tüte auspackt, wenn das Terrain fremd wird. Heute ist Miracoli-Tag.

Der CDU-Landtagskandidat drückt das so aus: „Unsere Küche ist eher praktisch eingerichtet, das kommt mir sehr entgegen.“ Und in Wahrheit kocht seine Frau schon mal am Wochenende vor für ihren verhinderten Bocuse und die Jungs. Jan ist 13, Til grad 10, und Gattin Heike als Leiterin der Krefelder Friedhofsverwaltung nicht so oft zuhause wie Marc Blondin selbst. Der hat seine Aktivitäten als freier Versicherungskaufmann im Homeoffice in der Zeit des Wahlkampfes noch mal heruntergefahren. „Wir haben das intensiv besprochen, alles geht nicht. Meine Frau ist, wer so will, Haupternährerin unserer Familie.“ Und sprengt damit das konservative christdemokratische Familienbild.

Das kennen sie in Krefeld. Blondins Weggefährtin seit Junge Union-Zeiten ist Kerstin Radomski und alleinerziehende Mutter. Geschadet hat es der Karriere der Bundestagsabgeordneten nicht.

WZ-Serie zur Landtagswahl

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Bis zum Mandat sind es für den „Traarer Jung“ noch ein paar Meter. Er ist der Herausforderer der Genossin Ina Spanier-Oppermann, die in Fischeln lebt und im Krefelder Norden vor Blondins Haustüre antritt. Vorteil CDU? „Wir haben die besseren Ideen, müssen aber jetzt im Wahlkampf sicher auch erstmal liefern. Das wird eine ganz knappe Entscheidung nach hartem Kampf“, glaubt Blondin und reißt die Nudeltüte auf. Das Wasser kocht.

Blondin kennt im Norden jeden Stein. Seine Großeltern hatten einen kleinen Tante-Emma-Laden in Uerdingen und nach dem Verkauf ’73 in Traar gebaut. Der junge Marc hat auf dem Ricarda sein Abi gebaut und trat 1989 mit 17 Jahren, beeindruckt von Helmut Kohl und nicht weniger beeindruckt von den Beach Partys am Elfrather See, in die Junge Union ein, deren Vorsitz er bald übernahm.

Politisch ging das so weiter. Vorsitzender Ortsverband, Kreisvorsitzender CDU, Vorsitzender Umweltausschuss und Sportausschuss. Dazu Vorsitzender des Bürgervereins Traar, Vorstandsmitglied des Bürgerschützenvereins, Mitglied in KAB Traar, Turnverein Traar, Gartenbauverein Traar, Freiwilliger Feuerwehr Traar, Karnevalsgesellschaft Verberg und Bürgerschützengesellschaft Fischeln. Fragen?

Klar: Welches Süppchen kochen Sie eigentlich, Herr Blondin? „Miracoli“, sagt er und lacht. „Im Ernst: Für Krefeld ist es wichtig, nicht abgehängt zu werden im Speckgürtel von Düsseldorf. Wir müssen Gewerbeansiedlungen und Arbeitsplätze begünstigen, damit mehr Menschen sich für unsere schöne Stadt entscheiden.“ Blondin ist Heimatverbunden, treu. „Ich habe einen Bruder, der hat die halbe Welt bereist, lebt in Düsseldorf und ist Chefarzt in Mönchengladbach. Ich würde alles wieder so machen.“

Wenn es nach seinen Söhnen geht, hat „Einer von uns“ beste Chancen, den Wahlkreis direkt zu holen. In der Sprache von Jan und Tim heißt das: „Der Papa gewinnt.“ Komisch sei das gar nicht, dass er ihnen von so vielen Laternen entgegen lächelt. „Das kennen wir ja.“, meint Jan und gibt zu: „Manchmal halte ich an und rücke ein Plakat wieder gerade, wenn der Wind es gedreht hat.“

Jetzt ist aber erstmal Miracoli-Tag. Gar nicht so schlecht, finden die beiden, wenn Papa kocht.

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