Kommunalwahl Heitmann: „Die Stones gehen auch noch mit über 70 auf Tour“

Krefeld · Porträt FDP-Oberbürgermeisterkandidat Joachim Heitmann traf sich mit Erstwählerinnen zum Spaziergang. Wir waren dabei.

 Joachim Heitmann (FDP) hat sich mit Erstwählern im Stadtwald getroffen.

Joachim Heitmann (FDP) hat sich mit Erstwählern im Stadtwald getroffen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Joachim Heitmann hat seinen Airedale Terriere daheim gelassen. „Bei so vielen jungen Menschen, will der sonst sicherlich bespaßt werden“, sagt der Krefelder FDP-Oberbürgermeisterkandidat, an den Treppenstufen zum Stadtwaldhaus stehend. Mit dem 68-Jährigen zum Gespräch verabredet ist nicht nur unsere Redaktion, sondern auch eine ganze Reihe von Erstwählern.

„Mir ist es wichtig, mit jungen Leuten ins Gespräch zu kommen, sie zu verstehen, aber auch zu erklären, was es bedeutet, in einem Stadtrat zu arbeiten“, erklärt Heitmann. An diesem Donnerstagabend möchte der OB-Kandidat rund vier Wochen vor der Wahl zuhören, was die Erstwähler bewegt, wie sie sich eine Kommunalwahl vorstellen, welche Erwartungen sie haben. Die Themen: Von Corona und Berufswünschen über Digitalisierung, Schule und die Ansichten der jungen Menschen bis zum Krefelder Erscheinungsbild ist alles dabei. „Fühlen Sie sich sicher in der Innenstadt?“, fragt Heitmann die jungen Menschen an seinem Tisch im Stadtwald-Biergarten. „Ich gehe abends eigentlich nicht mehr in die Stadt“, sagt Yolanda Raffay, ihre Freundin Annika Brinkmann tut dies nur im Kreis ihrer Freunde, wie sie betont.

Heitmann, für den die OB-Kandidatur sei ein „langer Abwägungsprozess“ war, findet es nach eigener Aussage wichtig zu wissen, wie unterschiedliche Generationen über Themen wie Sicherheit aber auch Drogenkonsum denken. Diskussionen über Digitalisierung erlebt Heitmann nach eigenen Angaben derzeit bei seinem jüngsten Sohn hautnah mit, der wie so viele Schüler in den vergangenen Monaten zuhause lernen musste. „Meins ist das nicht“, gibt der Rechtsanwalt zu, der auch kein Problem damit hat, trotzdem mit Themen wie „Homeoffice“ auf den FDP-Plakaten für sich zu werben. Seine Wähler versucht Heitmann in diesem Wahlkampf auch digital zu erreichen. „Wir mussten mehr auf digitale Kommunikationsformen umstellen – das kann übrigens nicht nur der Oberbürgermeister ganz gut.“ Die gängigen Social-Media-Kanäle würden bedient, oder wie Heitmann sagt: „Sie müssen bedient werden.“

Heitmann kandidiert zum dritten Mal als Oberbürgermeister

Der dreifache Familienvater macht keinen Hehl daraus, dass er es doch noch sehr zu schätzen weiß, wenn die Menschen in Krefeld die politischen Inhalte auch aus den klassischen Medien konsumieren. „Diese Woche noch wurde ich beim Schwimmen auf mein Interview in Ihrer Zeitung angesprochen. Das kommt also noch sehr gut“, sagt der Fraktions- und Kreisvorsitzender der Krefelder Liberalen. Heitmann kandidiert nach 2004 und 2009 bereits zum dritten Mal für das Amt des Oberbürgermeisters. „Ich bin schon lange dabei und das ist auch wichtig. Denn Prozesse in Gang zu bringen, benötigt einfach Zeit, deshalb würde ich es auch begrüßen, wenn ein Oberbürgermeister für acht Jahre gewählt werden würde.“

Ein Beispiel für einen entsprechend langwierigen Prozess hat der Krefelder Rechtsantwalt auch direkt zur Hand. „Wir haben zu Beginn der Woche in der Fraktion noch mehrere Stunden über die Zukunft des Stadtbades Neusser Straße gesprochen. Das Thema beschäftigt uns jetzt schon ziemlich lange, dementsprechend intensiv ist der Diskussionsprozess.“ Soll heißen: Wer in der Lokalpolitik mitreden will, muss Fleiß und Zeit investieren, um die Themen in der eigenen Stadt voranzubringen. „Ich habe damals auch bei der FDP angefangen, weil mich die Politik von Walter Scheel und Willy Brandt begeistert hat. Heute spreche ich über die Renaturierung des Stadtbads Neusser Straße. Aber das sind die Brot- und Butterthemen hier in Krefeld.“

Die Frage, ob man mit 68 Jahren nicht zu alt für das Amt eines Oberbürgermeisters sei, ringt dem Krefelder FDP-Fraktionsvorsitzenden ein süffisantes Lächeln ab. „Wissen Sie, es gibt da vier gute Beispiele, warum dies nicht der Fall ist. Erstens gebe es nach oben hin keine Altersgrenze für Oberbürgermeister. Zweitens sind die Rolling Stones auch mit über 70 Jahren noch auf Tour. Drittens hat Konrad Adenauer mit 73 Jahren erst sein erstes Kabinett gebildet.“ Und dann müsse man sich laut Heitmann auch mal die Frage stellen, ob ein Oberbürgermeister ab einem gewissen Alter vielleicht einfach nicht immer seine Wiederwahl vor Augen habe. „Eine Entwicklung in diese Richtung kann man durchaus immer wieder erkennen, sobald die nächste Wahl ansteht.“ So sei Krefelds amtierender Oberbürgermeister Frank Meyer für Heitmann ein klassischer „Wiederwahlkämpfer“, der Ideen im Halbwochenrhythmus ohne finanziellen Hintergrund präsentiere. Politik-Geplänkel.

Daheim stehen diese Themen im Kreis der Familie für ihn eher selten an. „Dann bin ich auch mal froh, wenn ich von der Politik abschalten kann.“

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