Heilmannshof So funktioniert Solidarische Landwirtschaft in Krefeld

Krefeld · Es ist der Versuch, mit wenig Kapital nachhaltig zu arbeiten: Bei Solidarischer Landwirtschaft kommt das Gemüse frisch vom Feld - auch in Krefeld.

 Malte Wegner kümmert sich um die solidarische Landwirtschaft auf dem Heilmannshof.

Malte Wegner kümmert sich um die solidarische Landwirtschaft auf dem Heilmannshof.

Foto: LOTHAR STRUECKEN

Eine Plane deckt das Treibhaus ab, durch das Malte Wegner bei einem Rundgang führt. Es geht vorbei an Stangenbohnen, Paprika, Tomaten und Melonen. Die etwa zwei Hektar große Fläche am Heilmannshof im Norden Traars wirkt idyllisch auf den ersten Blick – verglichen mit den hochtechnisierten Bauernhöfen und Landwirtschaften. Doch ist das gerade auch ein Markenzeichen dieser neuen Bewegung, die sich „Solidarische Landwirtschaft“ nennt. Es ist der Versuch, mit wenig Kapital nachhaltig zu arbeiten. Viel wird hier quasi noch von Hand gemacht. Nicht für Millionen von Kunden, sondern für eine kleine Gruppe an Verbrauchern, die für diese Form der Erzeugung jedes Jahr einen finanziellen Beitrag leistet.

Etwa zehn Jahre ist diese Bewegung schon alt. in Krefeld gibt es Solidarische Landwirtschaft seit zwei Jahren. Die Grundidee stammt aus Japan und den USA. Die Verbraucher garantieren die Abnahme der Produkte. Die Anbauer haben damit Planungssicherheit. Es gibt keinen Zwischenhandel. Mehrere Haushalte tragen dabei die Kosten für den landwirtschaftlichen Betrieb, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. So entsteht ein eigener kleiner Wirtschaftskreislauf, ein Zusammenschluss von Höfen mit Gruppen von Verbrauchern. Beide Seiten gehen sozusagen eine Beziehung auf Zeit ein. Die Bauern sollen so laut der Dachorganisation „Netzwerk Solidarische Landwirtschaft“ in die Lage versetzt werden, sich unabhängig von Marktzwängen ihrer Praxis zu widmen, den Boden zu schonen und nach Bedürfnissen zu wirtschaften.

„Das, was reif ist, kommt jede Woche feldfrisch auf den Tisch“, sagt Landwirt Wegner über das Angebot. Einmal pro Woche wird ausgeliefert. „Wir schmeißen so gut wie nichts weg und sind unabhängig von Handelsklassen.“ 65 verschiedene Kulturen kommen da über das Erntejahr zusammen. Das Angebot ist breit. Wegner: „Auf der Nachhaltigkeit liegt der absolute Fokus. Wir achten auf Agrar-Biodiversität, wollen den Boden schonen und Kultursaaten erhalten.“

Einmal im Jahr findet eine Bieterrunde statt, bei der auch das Budget für den Betrieb präsentiert wird. Was ein jeder gibt, bleibt der Gemeinschaft geheim. Die Gruppe der Verbraucher erhält die gesamte Ernte. Sie sind in Krefeld im Verein „Lebendige Erde Krefeld“ organisiert, führen ein reges Vereinsleben. Sie regeln selbst die Verteilung und die finanzielle Abrechnung. Die Gemeinschaft kommt einmal im Monat im Südbahnhof zum Diskussionsforum zusammen.

Etwa für 90 Ernteanteile, was jeweils eine wöchentliche Gemüseration bezeichnet, bauen Malte Wegner und Ralf Heindl in Traar an. Landwirt Herwig Scholz ist mit seinem Hof in Schwalmtal noch dazugekommen. Beide Betriebe zusammen stellen nun einen Umfang von 170 Ernteanteilen her, was in etwa 350 Menschen versorgen soll. Die Nachfrage steigt. Die Waren können an sieben kleinen Depots, die über das Stadtgebiet verteilt sind, abgeholt werden. Und: Es soll möglichst kein Müll produziert werden.

Unabhängig von Weltmarkt und Subventionen, dafür mit mehr Wert auf einer vielfältigen Landwirtschaft, die den Menschen, die Tiere und die Natur schont und gleichzeitig noch regionale Bedürfnisse bedient. So stellt sich die Dachorganisation selbst dar: „Ein Konzept der Zukunft.“ An jedem ersten und dritten Wochenende eines Monats hat Wegner im vergangenen Sommerhalbjahr an der solidarischen Landwirtschaft interessierte Menschen und die Vereinsmitglieder durch den kleinen Betrieb hinter der Gärtnerei am Heilmannshof geführt. Sie sollten den Anbauern mal über die Schulter schauen dürfen. Weil es schließlich auch ihr Obst und Gemüse ist, das hier gedeiht.

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