Neusser Straße Hausschwamm zerstört das alte Stadtbad

Krefeld · Der echte Hausschwamm hat sich in den Mauern und tragenden Holzkonstruktkionen festgesetzt und zerstört die Bausubstanz. Die Stadt will das stoppen.

 Ein Holzpilz hat im Stadtbad Neusser Straße unter anderem die Dachkonstruktion im großen Saal geschädigt.

Ein Holzpilz hat im Stadtbad Neusser Straße unter anderem die Dachkonstruktion im großen Saal geschädigt.

Foto: ja/Yvonne Brandt

Der Zahn der Zeit hat stärker am alten Stadtbad Neusser Straße genagt als lange vermutet. Durch undichte Dächer, kaputte Fenster, Dachrinnen und Regenfallrohre und den fast 20 Jahre langen Leerstand haben sich der Echte Hausschwamm und weitere Braunfäuleerreger im Gebäude breit gemacht, die das Mauerwerk ebenso wie Holzbauteile in Wand- und Deckenkonstruktionen stark beschädigt haben. Das Zentrale Gebäudemanagement will den Befall zügig bekämpfen und bringt dazu zunächst in den Betriebsausschuss am Dienstag, 26. Mai, und anschließend in den Kultur- und Denkmalausschuss und die Bezirksvertretung Mitte einen entsprechenden Antrag ein. Der Erhalt des Baudenkmals gilt als Grundvoraussetzung für die Umsetzung neuer Nutzungskonzepte, und die sind gewollt.

Ergebnis der Machbarkeitsstudie lässt auf sich warten

Im Jahr 2002 war das 1890 eröffnete und einst schönste und prächtigste Bad im damaligen deutschen Reich endgültig geschlossen worden. Das schwere Erdbeben im März 1992 hatte die Schwimmbecken in der Damen- und Herrenhalle stark beschädigt. Das Herrenbad wurde repariert und blieb noch einige Jahre lang in Betrieb. Doch der Investitionsstau wurde immer größer, während die Besucherzahlen sanken und die Kosten für das Bad immer höher wurden.

Verschiedene Planungs- und Nutzungskonzepte, von einer Einkaufspassage über Wellness-Bereich und betreutes Wohnen bis hin zu einem Hamam mit Wohnungen und Reha im Haupthaus und Teilen des Bades scheiterten. Sozusagen in allerletzter Minute entschied sich die Stadt, es noch einmal selber zu versuchen und ein Nutzungskonzept zu entwickeln. Begünstigt wurde dieses Vorhaben durch Bundes- und Landes-Fördermittel aus Denkmalpflege und Städtebauförderung und – maßgeblich – durch den neu gegründeten Verein „Freischwimmer“.

Im September 2018 gegründet, hat der Verein nicht nur auf dem Gelände des Freibades und in Teilen auch im Inneren des Stadtbades kräftig aufgeräumt, sondern auch Nutzungsideen entwickelt und umgesetzt, für die er auch Gelder gesammelt hat. Die Verwaltung wiederum hat für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren geplante Vorstellung in diesem Frühjahr wegen der Covid-19-Pandemie sich mit unbekanntem Datum nach hinten verschiebt. Drei alternative Nutzungskonzepte sollen Antworten auf die Fragen geben, welche Nutzungsarten (unter anderem in den Bereichen Arbeitsplätze, Wohnen und Freizeit) in welche Bau- oder Grundstücksteile am besten passen und wie dieses funktional wie auch ökonomisch bewertet wird. Den früheren Schwimmbetrieb wird es hingegen dort nicht mehr geben.

Für etwa eine Million Euro sind in den vergangenen zwei Jahren die dringendsten Sanierungsmaßnahmen am Vorderhaus, im Damen- und Herrenbad sowie im Saaltrakt durchgeführt worden. Unter anderem ist die Fassade zur Neusser Straße zurückgebaut, im Inneren neue Fenster und Stahlstürze eingebaut und die Außenhülle des Damenbades saniert worden.

„Im Rahmen dieser Baumaßnahmen zeigten sich durch gutachterliche Untersuchungen Schäden in den hölzernen Wand- und Deckenkonstruktionen sowie im Mauerwerk durch Braunfäuleerreger wie den Echten Hausschwamm“, führt die Verwaltung in ihrer Vorlage aus. Das ist ein holzzerstörender Pilz. Da auch tragende Bauteile betroffen sind, sei eine Sofortmaßnahme dringend erforderlich. Die Schäden sind unter anderem entdeckt worden im Wandelgang, in den irisch-römischen Bädern und im Bädertrakt. Der Echte Hausschwamm sitzt in den hölzernen Wandflächen, in Fenster-, Tür- und Treppenbauteilen. „Auch die Dachauflage des tonnengewölbten Daches über dem Saal ist über eine Länge von sechs Metern geschädigt.“ Für eine weitere halbe Million Euro (die Hälfte kommt vom Bund) soll der Befall ab diesem Herbst bekämpft werden, vorausgesetzt, die politischen Gremien stimmen zu.

Auch die Freischwimmer stehen nach dem Lockdown in den Startlöchern. „Wir sitzen gerade vor vielen Hygienekonzepten und hoffen bald auf gute Nachrichten, unter den gegebenen Umständen wieder ein klein wenig den Spalt zu Freibad-Gelände und unserer Mach.Werk.Stadt zu öffnen“, sagt Marcel Beging vom Vorstand. Platz für ausreichenden Abstand zwischen den Besuchern wäre im alten Stadtbad Neusser Straße ja vorhanden.

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