Haus und Grund: „Krefeld baut falsche Wohnungen“

Wohnungsmarktbericht der NRW.Bank veranlasst Geschäftsführer Heß zur Warnung vor Fehlentwicklung.

Die NRW.Bank hat ihren jährlichen Wohnungsmarktbericht für NRW 2017 herausgegeben. Für Haus und Grund Krefeld liefert dieser in Verbindung mit den Daten des statistischen Jahrbuchs der Stadt Krefeld interessante Erkenntnisse. „Kurz zusammengefasst kann man sagen: Wir bauen in Krefeld nicht benötigte Wohnungen bezogen auf die Anzahl. Wir bauen die falschen Wohnungstypen. Wir bauen Wohnungen an den falschen Stellen. Wir müssen hinterfragen, ob wir die richtige Zielgruppe im Blick haben“, erklärt Geschäftsführer Michael Heß.

Haus und Grund Krefeld fordere daher ein Umdenken bei der mittelfristigen Planung. Das Landesbauministerium, so Heß, habe auf Basis der Prognosen der NRW.Bank den Bedarf an neuen Wohneinheiten für Krefeld in den nächsten Jahren mit 1500 pro Jahr angesetzt. Diese Prognose, nach der sich derzeit das gesamte Handeln von Politik und Verwaltung in Krefeld ausrichte, werde nun vorsichtig eingeschränkt. „Viele Variablen haben sich anders entwickelt als zunächst prognostiziert.“ Zum Beispiel seien 2016 weit weniger Flüchtlinge gekommen als der Prognose zugrunde gelegen hätten. Auch die Einwohnerzahl Krefelds sei von 2012 bis 2016 auf 230 859 beziehungsweise 233 542 gesunken. „Je nachdem, welche Statistiken man zugrunde legt.“ Bis zum Jahre 2030 gehe man von weiter sinkenden Einwohnerzahlen aus. „Der Vergleich zwischen vorhandenem Wohnungsbestand und Anzahl der Haushalte ergibt, dass etwa 4500 Wohneinheiten derzeit nicht genutzt werden. Krefeld hat also sinkende Einwohnerzahlen und leerstehende Wohnungen.“

Andererseits sei trotz sinkender Einwohnerzahl die Anzahl der Haushalte im gleichen Zeitraum auf 118 742 gestiegen. „46,3 Prozent aller Haushalte sind Ein-Personenhaushalte. Abgenommen hat die Anzahl der 3- und 4-Personenhaushalte. Die Anzahl der Personen pro Haushalt ist von 1,97 auf 1,94 gesunken.“ Stark nachgefragt, schlussfolgert Haus und Grund, seien kleine Wohnungen. Stattdessen würden Einfamilienhäuser und große Geschosswohnungen gebaut. „Wo werden Wohnungen benötigt? Die innenstadtnahen Stadtteile wachsen, die außenliegenden Stadtteile schrumpfen.“ Größte Verlierer seien die Stadtteile Stadtwald mit Minus 5,8 Prozent und Gellep-Stratum mit Minus 7,5. Aber auch Fischeln verliere. „Am stärksten gewachsen sind die Bezirke Stephanplatz mit 5,6 Prozent, Südring mit 7,1 Prozent und Bleichpfad (7,1). Heißt: Die Bevölkerung zieht es in die Innenstadt.“ Trotzdem würden neue Wohngebiete am Stadtrand erschlossen.

Außerdem stellt Heß fest, dass die Ausländerquote in den schrumpfenden innenstadtfernen Stadtteilen zwischen fünf und zehn Prozent liege, in der City bei bis zu 35 Prozent. „Die Anzahl der deutschen Haushalte ist von 88,1 Prozent in 2012 auf 84,3 Prozent gesunken, die Anzahl der ausländischen Haushalte von 11,9 auf 15,7 Prozent gestiegen.“ Die größte Gruppe, die nach Auffassung des Haus und Grund-Geschäftsführers mittelfristig neuen Wohnraum nachfrage, seien Bürger ausländischer Herkunft. „Fraglich ist, ob die derzeit geplanten Neubauvorhaben diese Zielgruppe ansprechen.“

Seitens der Verwaltung reagiert Stadtplaner Norbert Hudde sogar teilweise mit Zustimmung: „Aus städtebaulicher Sicht ist festzuhalten, dass viel zu wenige Wohnungen errichtet werden. Die für Krefeld berechneten Bedarfe von 6000 Wohnungen in den nächsten fünf Jahren und die tatsächlich errichteten Wohnungen von pro Jahr etwa 230 sprechen eine deutliche Sprache.“ Die Größe der Wohnungen werde vom Bauherr beziehungsweise Investor vorgegeben und sei auf der aktuellen Nachfrage ausgerichtet. „Hier ist meines Erachtens auch Haus und Grund in der Pflicht bei ihren Kunden, Aufklärungsarbeit zu leisten.“

Hinsichtlich der Standortfrage für neue Wohnungen sagt Hudde: „Die neuen Wohnbauflächen sind durch den Flächennutzungsplan der Stadt festgelegt. Sie basieren auf einer fachlichen aber auch einer politischen Bewertung und stellen somit immer auch einen Kompromiss dar.“

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