Haus Schönhausen: Die Stadt trägt Verantwortung

Krefeld. Ein Lehrbeispiel, wie man nicht mit Investoren umgehen sollte. So hat der Hülser Restaurator Christoph Tölke das genannt, was ihm — dem potenziellen Investor im Schönhausenpark — widerfahren ist.

Seit 2010 hatte Tölke die Zusage der Stadt, dass er seine Werkstatt und seine Wohnung in der ehemaligen Fabrikantenvilla Haus Schönhausen einrichten darf. Schon drei Jahre früher wusste jedoch eine andere Abteilung bei der Stadt, dass dieses Vorhaben unmöglich ist. Tölke selbst erfuhr es vor einigen Tagen.

Was unfassbar klingt, wird etwas erklärlicher, wenn man bedenkt, dass mehrere Abteilungen involviert waren. Wenn Aktennotizen auf langen Fluren verloren gehen und Sachbearbeiter nebeneinander her am gleichen Fall wirken, ist das ein Problem, alt wie die Bürokratie und gehört bis heute zur leidigen Bürgererfahrung. Eine Erklärung ist das, aber keine Entschuldigung.

Diese kam, anstelle des üblichen Schulterzuckens, von den Verantwortlichen selbst. Das macht Hoffnung, weil es ein Problembewusstsein offenbart. Baudezernent Martin Linne, der noch nicht lange genug da ist, um für die Panne verantwortlich zu sein, will Lehren daraus ziehen. Die Stadt wird künftig nur noch dann Gebäude zum Kauf anbieten, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt sind. Klingt selbstverständlich, war es aber bislang nicht.

Grundsätze wie dieser werden künftig immer wichtiger, denn in Zeiten knapper Kassen neigt die Stadt zum Verkauf ihrer Reichtümer. Ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern, die diese Reichtümer bezahlt haben und denen sie gehören, muss sie bis zuletzt wahrnehmen. Es ist die Verantwortung für den Investor, aber auch für das Objekt.

Markante Gebäude des Stadtbildes wie Haus Schönhausen, der Brempter Hof oder das Alte Rathaus in Uerdingen dürfen nicht meistbietend verscherbelt werden, sie müssen sinnvoll und bereichernd genutzt werden. Bei der Alten Post, die zur Kunstgalerie wird, scheint das zu gelingen — auch das macht Hoffnung.

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