Harsche Kritik: Bei den Argen liegt es im Argen

Ein Ombudsmann berichtet im Arbeitslosenzentrum von seinen leidvollen Erfahrungen mit der Behörde.

Krefeld. Der ehemalige Ministerialbeamte Dietrich Schoch hat als ehrenamtlicher Mittler zwischen Arbeitslosen und der Arge Duisburg leidvolle Erfahrungen gemacht. So leidvoll, dass der Ombudsmann seine unabhängige Kontrollfunktion nach 15 Monaten aufgegeben hat. Die Arge habe seine Arbeit torpediert und unter anderem Verbesserungsvorschläge nicht berücksichtigt.

Das berichtete er bei einer Diskussionsveranstaltung des Arbeitslosenzentrums (ALZ) am Westwall, an der auch Betroffene verschiedener Argen der Region sowie Ratsmitglieder von Grünen und Linken teilgenommen haben. Schoch bezeichnet die Argen als "Gelände, in denen soziale Gerechtigkeit oft nicht stattfindet".

Harsche Kritik an der Zusammenarbeit mit den Argen kommt auch von den Verantwortlichen des ALZ. Die Vorwürfe von Leiter Jo Greyn und dem Vorsitzendem Paul Küppers reichen von der Verweigerung von Vorschusszahlungen über verschwindende Anträge und Unterlagen bis zur Willkür und einem entwürdigenden Umgang mit Menschen. Als Beispiel nannte Greyn die Ablehnung eines Antrags wegen sechs Rechtschreibfehlern.

Zum Schutz der Arbeitslosen habe man die von Oberbürgermeister Gregor Kathstede mit einem Preis ausgezeichnete Funktion des Erstkontakters eingeführt. Renate Hagemes begleitet Betroffene zu den Gesprächen. "Ich dachte, die Menschen übertreiben. Aber es ist kaum zu fassen, sie werden zum Teil von Arge-Beratern gedemütigt und als notorische Lügner betrachtet."

Sie bemängelt vor allem fehlende Kompetenz, das Nichteinhalten von Vorschriften und schlechtes Benehmen. "Zum Beispiel wurden arbeitslose Bürokaufleute als Fallmanager mit Zeitverträgen eingestellt, die nach zweiwöchigem Crash-Kurs völlig überfordert sind", berichtet sie.
Die Geschäftsleitung der Arge Krefeld bemühe sich durchaus um Verbesserungen, jedoch mit eher mäßigem Erfolg. Karl-Heinz Renner, Ratsherr der Grünen, bezeichnet es als Geburtsfehler der Arge, mit vielen befristeten Stellen und einer hohen Fluktuation leben und ständig um die Existenz fürchten zu müssen.

Eine Arbeitslose berichtet über positive Erfahrungen mit einer freundlichen, kompetenten Mitarbeiterin. Andere beklagen, von einem Training ins nächste geschickt zu werden - unabhängig von Eignung und eigenen Wünschen. Hauptsache, die Statistik stimme, weil Teilnehmer einer Weiterbildung nicht als Arbeitslose mitgezählt werden.

Es gab auch Vorschläge für Verbesserungen, angefangen bei Forderungen nach Mindestlohn oder Grundeinkommen für alle bis zu konkreten Angeboten. So könnte sich Schoch Nachbesserungen auf allen Ebenen vorstellen, unter anderem durch die Installation von Ombudsmännern per Sozialgesetzgesetzbuch. Renner will die Vorschläge im Sozialausschuss diskutieren.

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