Mottowoche Harmlose Streiche ja — Gewalt nein

An den Krefelder Gymnasien verlaufen die traditionellen Mottowochen der Abiturienten ruhig.

Dominik, Tim, Franziska, Lars, Fin und Greta (v.l.) vor dem Moltke-Gymnasium

Dominik, Tim, Franziska, Lars, Fin und Greta (v.l.) vor dem Moltke-Gymnasium

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Verkleiden, den Lehrern und Mitschülern harmlose Streiche spielen, ja, vielleicht sogar die Schule verbarrikadieren: Während der Mottowochen kurz vor den Abiprüfungen ist an den Gymnasien vieles erlaubt. Aber Feuerwerkskörper zünden, „rivalisierende“ Abiturienten anderer Schulen mit Eiern oder sogar mit Speeren bewerfen, wie es am vergangenen Wochenende in Köln passiert ist, wo die Polizei mehrere Anzeigen wegen teils gefährlicher Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz schreiben musste — was hat das noch mit Spaß zu tun?

Das fragen sich nach den Geschehnissen auch die Schulleiter der Krefelder Gymnasien. „Diese Aggressivität und Gewaltbereitschaft finde ich erschreckend“, sagt Anja Rinnen, Schulleiterin des Uerdinger Gymnasiums am Stadtpark. „Das irritiert mich sehr, weil ich mir das gar nicht erklären kann. Hier in Krefeld kann ich mir so was gar nicht vorstellen.“

Stattdessen kämen die Schüler als Biene Maja, Mila Superstar oder andere Helden ihrer Kindheit, als Rentner oder wie am ersten Schultag „mit Zöpfchen, Minirock und Schultüte“ verkleidet in die Schule. „Wir haben hier seit drei Tagen eine sehr ruhig verlaufende Mottowoche. Klar, feiern die Schüler auch ein bisschen“, sagt Rinnen, „aber ohne jegliche Form von Boykott oder Auffälligkeiten“.

Das ist in den vergangenen Jahren nicht immer an allen Schulen so gewesen, weiß Horst Obdenbusch als Sprecher der Gymnasien in Krefeld und Schulleiter vom Fabritianum in Uerdingen. In der Vergangenheit seien schon Schüler von der einen Schule in die andere gezogen, „für die Lehrer ist das nervig, aber als Schabernack abzutun“.

Auch Probleme mit Alkohol habe es immer wieder gegeben, „das war schon so, als ich noch Schüler war, dass man zum Abigag morgens ein Bierchen getrunken hat“. Aber Gewalt? „Nein, sowas hat bei uns nie stattgefunden“, betont Obdenbusch. Über die Ausschreitungen in Köln kann der Uerdinger Schulleiter nur den Kopf schütteln. „Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist — in Krefeld sicher nicht.“

Udo Rademacher, Schulleiter des Gymnasiums am Moltkeplatz in Cracau, betont, die Lehrer hätten im Vorfeld des Abigags ausführlich mit den Schülern gesprochen und klare Spielregeln vereinbart — nämlich: „Dass Alkohol und Ehrverletzungen nicht funktionieren“, erklärt Rademacher, und: „Bisher klappt das prima.“ Schließlich sollen die Tage kurz vor den Prüfungen vor allem eines machen: Spaß — und zwar allen Schülern und Lehrern.

Dabei sind die Mottowochen für Krefelds Abiturienten in diesem Jahr erstmals nicht nur zum Feiern da. „Sonst war das vom Lernen her immer tote Zeit“, sagt der Sprecher der Gymnasien.

Dabei sei gerade die Phase kurz vor den schriftlichen Prüfungen die, „in der sich die Kollegen mühen, noch das Fein-tuning fürs Abi zu machen“. In diesem Jahr stehen neben Verkleiden und Streichen während der Mottowoche auch noch so genannte Intensivtage an, an denen die Schüler gezielt Input für ihre Abifächer bekommen — ein Angebot, das offenbar, so Horst Obdenbusch, angenommen wird: „Bisher klappt das ziemlich gut.“

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