Seidenstadt Er hütet Krefelds Textilgeschichte

Krefeld · Hansgeorg Hauser, langjähriger Vorsitzende des Fördervereins des Hauses der Seidenkultur, ist jetzt 80 Jahre alt. Er hat die ehemalige Paramentenweberei Gotzes zu einem einzigartigen Industriemuseum entwickelt und mit tatkräftiger Unterstützung vor dem Aus gerettet.

 Hansgeorg Hauser, langjähriger Vorsitzende des Fördervereins des Hauses der Seidenkultur, ist jetzt 80 Jahre alt.

Hansgeorg Hauser, langjähriger Vorsitzende des Fördervereins des Hauses der Seidenkultur, ist jetzt 80 Jahre alt.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der Mann hat vor wenigen Tagen auf Burg Linn seinen 80. Geburtstag nachgefeiert. Man mag es kaum glauben. Als mittelständischer Krefelder Unternehmer erfolgreich, hat Hansgeorg Hauser mit der Rettung der alten Paramentenweberei Gotzes und der Einrichtung des Hauses der Seidenkultur als Industriedenkmal eine Herkules-Aufgabe gestemmt – und ein Stück Krefelder Seidengeschichte bewahrt. Nicht allein, aber als Motor und tatkräftiger Akteur. Wer wissen möchte, woher diese Tatkraft kommt, braucht sich nur die Eisenskulptur in seinem Vorgarten an der Friedrich-Ebert-Straße anzuschauen. „Wir tun“ steht gut leserlich darüber. „Wir – nicht ich“, sagt Hauser bescheiden.

Das Tam, Brouwers-Relief und Paramentenweberei gerettet

Die Künstlerin Katja Klentges hat mit dieser Skulptur umgesetzt, was für Hauser im Leben schon früh Bedeutung hat. Sein Vater hat in den 1930-er Jahren Formen für Antriebs- und Fördertechnik hergestellt und verkauft. In den 60er-Jahren hat Hauser Junior als junger Mann den technischen Handel begonnen. In der Skulptur sind alte Elevator-Gurte mit Becher mit Kettengliedern verknüpft „Zum Heben und Ziehen“, erklärt Hauser. Die ebenfalls verarbeiteten Wälzlager verraten schon per Namen, dass sie etwas wälzen und bewegen. Fast Vergessenes zu heben, Ideen anzuschieben und gemeinsam etwas zu bewegen – vor allem für Krefeld, das ist etwas, was sich Hauser seit vielen Jahrzehnten vorgenommen hat.

Nur wenige wissen, dass der Vorsitzende des Fördervereins des Hauses der Seidenkultur von Beginn an ein großer Freund und Unterstützer von Piet Therre und des heutigen Tams (Theater am Marienplatz) ist. Zweimal hat er schon mitgeholfen, es vor einem möglichen Ende zu bewahren. Als die alte Bücherei am Theaterplatz der neuen Mediothek weichen muss, rettete er zumindest eins der beiden Keramik-Reliefs des Künstlers Hubertus Brouwer. In mühevoller Handarbeit musste dazu die Keramik Stück für Stück von der Wand geschlagen werden und an seinem eigenen Firmengebäude am Dießemer Bruch wieder angebracht werden. Für die Rettung des zweiten Reliefs ließ die Stadt ihm keine Zeit mehr. Deren Umgang mit Werken bedeutender Krefelder ärgert ihn bis heute. „Zumal derzeit auch darüber laut nachgedacht wird, eine weitere Plastik von Brouwers in der Eingangshalle des Gymnasiums Fabritianum zu entfernen.“

Mit Geldern des Landes und der Sparkasse alte Weberei gekauft

Offen sein für Neues im Leben. Diese Einstellung war es auch, die ihn neugierig machte, als der damalige Geschäftsführer der Unternehmerschaft, Dr. Peter Frohn, ihm von der geschlossenen Paramentenweberei Hubert Gotzes erzählte und ihn dafür begeistern wollte. „Ich hatte keine Ahnung von Textil, mir gefiel aber, wie die Familie Gotzes als Mittelständler einen weltweit bekannten Gewerbebetrieb aufgebaut hatte.“

Dass die alte Paramentenweberei mit ihrem originalgetreuen und in der Form einzigartigen Websaal in Europa gerettet worden ist, verdankt sie einigen weitsichtigen Krefeldern. Allen voran dem damaligen Stadtarchivar Paul-Günter Schulte, dem damaligen Chef der Unternehmerschaft, Dr. Hans-Günter Fix, sowie Dr. Wilhelm Stratmann vom Museum Burg Linn. Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung NRW und der Sparkasse gründeten sie einen Förderverein und kauften für 300 000 Euro 1999 die Weberei samt Inventar an der Luisenstraße 15. Seit 2004 ist Hauser Vorsitzender des Fördervereins, hat das Haus wegen fehlendem Brandschutzes und baulicher Mängel vor der Schließung bewahrt und das Haus der Seidenkultur – mit Unterstützung zahlreicher ehrenamtlicher Helfer – zu dem gemacht, was es heute ist: ein geschichtsträchtiges Kleinod.

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