Krefeld Hans-Ulrich Nieter gibt sein Zeitungsmuseum auf

Der Krefelder will seine kompletten Exponate veräußern oder versteigern.

Krefeld. Krefeld wird nicht mehr lange der Sitz des „Europäischen Zeitungsmuseums“ sein. Hans-Ulrich Nieter will die Exponate seiner wertvollen und umfangreichen Sammlung veräußern oder versteigern. „Meine Zeitungshistorische Sammlung geht bis ins 16. Jahrhundert zurück“, berichtet der Zeitungsexperte, der früher als Verlagskaufmann gearbeitet hat und der die Zeitschrift Eltern aus der Taufe hob. „Ich bin jetzt 86 Jahre alt und muss mich von ihr trennen. Meine Kinder haben kein Interesse. Ich würde sie gerne dem Gutenberg-Museum in Mainz für 50 000 Euro überlassen. Aber es gehört der Stadt, und sie hat kein Geld. Ansonsten denke ich an eine Versteigerung.“ Es sei ein symbolischer Wert. „Ich trenne mich schweren Herzens.“

Gerade jetzt hat er eine Schrift, eine so genannte Abschieds-Dokumentation, mit 100 Seiten herausgegeben, die einen Querschnitt seines Sammler-Wirkens zeigt. „Lust auf Zeitung“ ist sie überschrieben. Nieter findet: „Die Zeitung auf Papier stirbt und überlebt nicht die nächste Generation. Irgendwann ist Ende.“ Dabei sei die Zeitung eine deutsche Erfindung und wurde 1605 in Straßburg herausgegeben, als es noch zu Deutschland gehörte. Hans-Ulrich Nieter treibt die Liebe zum geschriebenen Wort. 1997 begann er mit seiner Sammlung, die auch mit Ausgaben ausländischer Zeitungen bestückt ist. „Bei den Exponaten handelt es sich unter anderem um Flugblätter aus dem 16. Jahrhundert, Einzeltitel aus Deutschland, Österreich und weiteren europäischen Ländern ab dem frühen 17. Jahrhundert sowie themenbezogenen Objekten, die alle Verlagssparten beschreiben wie Verlag, Redaktion, Zensur, Anzeigen, Druck, Vertrieb und Werbung.“ Es gibt aber auch lesenswerte Anekdoten. Da darf die „Ente“ nicht fehlen. „Der Ausdruck Ente für eine Falschmeldung in der Zeitung hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert. Es gibt die Deutung, dass der Ausdruck im Sinne von ,Lüge‘ zurückführt auf den Vermerk n. t., was für non testatum stehen könnte. Damit haben Zeitungsredaktionen unverbürgte Meldungen versehen. Aus dem Kürzel, das ist eine n. t.-Meldung, könnte durch Weglassen des Wortes Meldung durchaus die Kurzfassung n. t., sprich Ente, entstanden sein.“

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