Hagelschäden sind noch viel schlimmer als befürchtet

Unwetter: 100 Tage sind seit dem Ereignis am 30. Mai vergangen. Eine Zwischenbilanz.

Krefeld. 15 Minuten dauert die Hagelschauer, um 6.05 Uhr ist der Spuk vorüber. Die Folgen, die der Hagel am 30. Mai hinterlassen hat, werden allerdings noch mindestens bis zum Frühjahr nächsten Jahres zu spüren sein.

Erst dann, vermutet Klaus Schaub, Obermeister der Dachdecker-Innung in Krefeld, werden alle Aufträge abgearbeitet sein, die bei den 40 Betrieben in der Stadt aufgelaufen sind.

Wie viele Gebäude tatsächlich betroffen waren vom Unwetter, darüber gibt es noch keine zentrale Statistik. Beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin heißt es, eine Bilanz aller Schäden im zweiten Quartal 2008 werden erst im Dezember vorliegen.

Bei der Provinzial-Versicherung, mit einem Marktanteil von 11 Prozent größer Sachversicherer in Nordrhein-Westfalen, sind 16 000 Schäden gemeldet worden. "Wir hatten nach dem Ereignis im Mai in Krefeld Meldungen von 12 000 Hagel-, 3000 Überspannung- und 1000 Überschwemmungsfälle", berichtet Provinzial-Sprecher Christoph Hartmann. Rund 30 Millionen Euro hat die Versicherung inzwischen an die Versicherten ausgezahlt.

Hochgerechnet ergäbe sich daraus eine Zahl von mehr als 100 000 betroffenen Gebäuden und einer Schadensumme von 300 Millionen Euro.

Bei den betroffenen Fahrzeugen hat sich die damals geschätzte Zahl von 85 000 bestätigt. "Rund 40 Prozent der Fälle waren Totalschäden", heißt es bei der Allianz-Versicherung. Knapp 80 Prozent der Kunden rechnen über Gutachten ab, lassen sich das Geld auszahlen und beauftragen die Reparatur selber. Im Durchschnitt bekommen die Betroffenen je Fahrzeug 3000 Euro ausgezahlt, die Spanne reicht von bis zu 9000 Euro.

Etwa 1000 Fahrzeuge hat die Firma Douteil, größter Entbeuler in NRW, bisher Instand gesetzt. "Uns liegen weitere 1000 Aufträge vor, die wir bis Jahresende abgearbeitet haben", sagt Inhaber Rolf Douteil, der mindestens bis dahin die Zweigstellen an der Glockenspitz und Hafelsstraße offenhalten wird und 60 Mitarbeiter beschäftigt. So ein Ereignis wie in Krefeld habe er in 13 Jahren Tätigkeit nicht erlebt, sagt Douteil.

70 Prozent der Fälle könnten ohne Lackieren repariert werden, was zwei bis drei Tage dauere. "Wenn lackiert werden muss, kann es allerdings bis zu zehn Tage dauern", meint der Kfz-Meister. 90 Leihfahrzeuge hat Douteil für diesen Fall im Einsatz, die den Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Auch bei der Stadt Krefeld ist die Schadenbilanz inzwischen abgeschlossen. "Wir gehen nach jetzigem Stand von 70 beschädigten Gebäuden und 139 Fahrzeugen aus", berichtet Ingo Schabrich von der Kämmerei der Stadt, bei dem die Meldungen der einzelnen Fachbereiche auflaufen. Während die Fahrzeuge versichert waren (Schaden: rund 400 000 Euro), bleibt die Stadt wie berichtet auf den Kosten bei den Gebäuden von rund zwei Millionen Euro sitzen.

Etwa die Hälfte der Schäden sind repariert. "Wir werden bei der Abwicklung nicht bevorzugt behandelt", erklärt Schabrich. Das sei der Grund, warum drei Sporthallen (Kaiserplatz, Glockenspitz und Werner-Rittberger) noch immer geschlossen seien.

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