Hafenstaub: „Das ist kein Einmal-Unfall“

WZ-Bus: Verwirrung und Unmut bei Bürgern und Wassersportlern.

Krefeld. In jüngster Zeit häufen sich die Störfälle im Krefelder Hafen. Erst im April wurden die Wassersportler der Segler-Vereinigung auf ihrem Becken eingehüllt, kürzlich zog eine schwarze Wolke über den Sporthafen hinweg und hinterließ dunklen Staub. Den Verursacher dieser von Schwermetallen durchsetzten Substanz kennt die Umweltüberwachung der Bezirksregierung, will ihn jedoch nicht öffentlich anprangern. Was denken die Bürger und Wassersportler über die Staubbelästigung und die Geheimhaltung der Täter? Die Rollende Redaktion hat sich in Gellep-Stratum umgehört. "Wir fühlen uns von der Umweltüberwachung sehr schlecht informiert", sagt Anwohnerin Rita Dönges und fügt an: "Der Verursacher des Giftstaubes wird nicht benannt, ist aber weitgehend bekannt - das ist lächerlich." Auch Hilmar Bockhacker von der Seglervereinigung ist verärgert und findet: "Von den Behörden wird das wie ein Einmal-Unfall bewertet, was falsch ist. Jetzt ist die Sache nur bekannt geworden, weil sich die Betroffenen bemerkbar gemacht haben." Besonders die möglichen Folgen des Industriestaubs beunruhigen die Leute. "Ich bin nachts schon oft wach geworden, weil mein Hals zu war und ich schwer atmen konnte, zuletzt erst vor drei Tagen", erzählt Anwohnerin Karin Drews und äußert einen schlimmen Verdacht: "Man hört oft, dass hier viele Leute an Krebs sterben, was irgendwie auffällig ist." Martina Holeczek, Mitarbeiterin des katholischen Kindergarten St. Andreas und ihre Tochter Maika wohnen Am Oelvebach und verspürten vor 14 Tagen starke Augenreizungen. "Man erfährt nur aus der Zeitung, wenn es am Hafen Störfälle gegeben hat." Lothar Tinnefeld vom Kanu Wander-Club ist überzeugt davon, dass es mehrere Verursacher für Staubemissionen gibt: "Wir haben direkt gegenüber die Halde von Klausmann. Mindestens einmal im Jahr muss die Dachrinne unseres Clubsheimes gereinigt werden. Grauschwarzer Staub setzt die Rinne zu." Tinnefelds Ehefrau Ute wundert sich darüber, warum die Ligusterhecke nach 15 Jahren das Wachstum eingestellt habe: "Kümmert die jetzt wegen äußerer Einflüsse vor sich hin?" Klaus Hilgers vom Crefelder Yachtclub befürchtet einen Rausschmiss seines Clubs von dem Gelände: "Wir waren an der Aufklärung der Sache so stark interessiert, dass wir der Stadt vielleicht ein Dorn im Auge sind. Die schmeißen lieber uns raus als ein großes Unternehmen." Mit einer Liste der Stoffe, die CC Umwelt an der Bataverstraße verarbeiten darf, erscheint Landschaftswärterin Rebecca Eckelboom am WZ-Bus: "39 Stoffe auf der Liste enthalten den Hinweis ,gefährlich’. Offensichtlich wird an der Bataverstraße mit bestimmten Stoffen fahrlässig umgegegangen - das haben auch schon mehrere Großbrände gezeigt. Und dann heißt es stets: ,Die Bevölkerung ist nicht gefährdet.’ Obwohl bei der Verbrennung von Gummi Dioxine freigesetzt werden." Ernst von der Burg (Kanusport-Abteilung von Preussen Krefeld) moniert, dass der Klub fürs Baumpflanzen Genehmigungen brauche und Lagerfeuer gänzlich verboten seien - bestimmte Firmen im Hafengebiet aber gefährliche Stoffe lagern dürfen: "Schuld an allem ist, wer das genehmigt hat." Gespräche der Interessengemeinschaft der wassersporttreibenden Vereine an der Bataverstraße mit dem Hafenamt seien ergebnislos verlaufen.

Ein Gestank nach Ammoniak verursachte Kopfschmerzen

Klaus Jagusch, Vorsitzender des Bürgervereins Gellep-Stratum, hat mit Emissionen schon persönliche Erfahrungen gesammelt - zuletzt bei seiner Silberhochzeitsfeier am 21. Mai. Ein "Gestank wie von verbrannten Bremsbelägen und Ammoniak zusammen hat dazu geführt, dass sich mehrere meiner Gäste mit Kopfschmerzen ins Bett legen mussten." Als Vorab-Info hat Jagusch von der Feuerwehr bislang nur gehört, dass "die Geruchsbelästigung ungefährlich" gewesen sein soll. "Ein konkretes Ergebnis wurde uns aber bis heute nicht mitgeteilt." Kurt Hartwich, Beirat im Bürgerverein, macht deutlich: "Beeinträchtigungen der Umwelt gibt es auch auf der Seite der Siedlung in Gellep-Stratum. Natürlich sind die Ostwinde nicht so stark wie die Westwinde."

Sportler kritisieren die Firma Container Company Umwelt

Petra Niederberger und Catharina Bockhacker (Krefelder Segler-Vereinigung) erinnern noch einmal an den schwarzen Staub vom 14. April: Ein Junge, der im Wendebecken geschwommen war, bekam ebenso einen Ausschlag wie ein zweijähriges Kind, das von den Eltern zur Ansegel-Feier auf den Bootssteg mitgenommen worden war. Catharina Bockhacker: "Die Wasserschutzpolizei wollte uns als Zeugen vernehmen, weil wir gesehen hatten, woher die Wolke kam. Das ist bis heute nicht passiert." Ihr Sportkamerad Uwe Bartels hat nach dem April-Vorfall versucht, mit der Firma Container Company Umwelt ins Gespräch zu kommen, aus deren blauer Halle die schwarze Wolke gekommen sein soll: "Ich bin schlichtweg abgebügelt worden." Ein besonderes Erlebnis am Tag des jüngsten Staub-Ereignisses (28. Juni) hatte Helmut Lindner, Jagdpächter und Ausbilder von Jagdhunden: "Ein junger Münsterländer rannte gegen 18 Uhr an diesem Donnerstag eigenmächtig in ein Gebüsch an der Bataverstraße. Weißbraun gefleckt ist er reingerannt, von Kopf bis Schwanz schwarz kam er wieder heraus. Sein Besitzer hat eine Woche gebraucht, bis der Hund wieder sauber war." Lindner kennt das Revier im zwölften Jahr: "Zu schwarzen Niederschlägen kommt es hier öfter. Die Firmen können ungestraft Schadstoffe emittieren - wenn ich trockene Abfälle verbrenne, dann kriege ich ein dickes Knöllchen. Das nenne ich Verarschung."

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