Gericht Gutachter: Kockel war auch verletzt „Herr der Lage“

Im Prozess um die Körperverletzung in einer Diskothek sagte am Dienstag auch die Frau des Opfers aus.

Ronny Kockel

Ronny Kockel

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Es ist ein berührender Moment in einem Verfahren, das bisher vor allem durch die Erinnerungslücken vieler Zeugen geprägt ist. „Wer tritt auf Jemanden ein, der schon am Boden liegt?“, fragt die Zeugin fassungslos. Es ist die Aussage der Frau, damals Freundin des ehemaligen KFC-Spielers Ronny Kockel.

Vor Gericht soll vier Jahre nach dem Vorfall im Mai 2011 geklärt werden, wer den Fußballer in einer Krefelder Diskothek so schwer verletzt hat, dass er wenige Stunden später operiert werden musste und unter den Folgen noch heute leidet. Kockels Karriere war damit zu Ende, stellt ein Zeuge vor Gericht fest.

Kockels Frau war vor vier Jahren nicht in der Diskothek, schildert aber umso eindrucksvoller, wie sie ihren Freund am frühen Morgen damals vorgefunden hat. Kockel hatte sie schwer verletzt, blutend und benommen, angerufen: Er sei verprügelt worden. Statt auf sie zu warten, habe er sich dann zu einem Freund geschleppt — alles Details, an die Kockel selbst sich laut seiner Aussage am Dienstag nicht mehr erinnern kann.

Die Erinnerung seiner Frau, die am Dienstag erstmals gehört wird, ist detailliert: Er habe ausgesehen, als habe ihn ein Traktor überfahren, erzählt sie. Blutbeschmiertes Gesicht, zugeschwollenes Auge, ein zerrissenes T-Shirt, auf dem ein Fußabdruck prangt: „Ein fürchterlicher Anblick.“ Sie habe ihn in einer Krankenhaus-Odyssee in der Nacht ins Uerdinger Krankenhaus gebracht. Kockel selbst wollte nur nach Hause.

Kieferbruch, eine gebrochene Nase, Operation — die Verletzungen sind erheblich. Sprechen kann Kockel zunächst nicht, später „nur nuscheln“, wie seine Frau sagt.

Der Gutachter, der die aktuelle Verhandlung verfolgt und die Krankenakte gelesen hat, kommt zu dem Schluss, dass Ronny Kockel traumatisiert war und seine Erinnerung kurzfristig Lücken aufwies, es aber keine Anhaltspunkte für eine langfristigere Wahrnehmungsbeeinträchtigung gibt. „Kockel war Herr der Lage.“ Der Prozess wird fortgeführt.

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