Krefeld GSAK-Azubis bilden jetzt eine eigene Kolonne

Gegen den Fachkräftemangel: Eigentlich wollte die Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft zwei Straßenwärter ausbilden. Fünf Bewerber überzeugten — und wurden eingestellt.

Krefeld: GSAK-Azubis bilden jetzt eine eigene Kolonne
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Auf den vielbeklagten Fachkräftemangel haben nicht alle Unternehmen eine Antwort. Die Gesellschaft für Straßenreinigung und Abfallwirtschaft (GSAK) in Linn hat eine überzeugende gefunden: Nachdem sie vor vier Jahren mit einer angehenden Fachkraft für Kreislaufwirtschaft erstmals nach Jahren wieder jemanden ausgebildet — und danach auch übernommen — hat, gibt die Firma in diesem Jahr ihre Zurückhaltung auf: Statt der geplanten zwei haben vor einem Monat gleich fünf junge Männer am Bruchfeld ihre Ausbildung zum Straßenwärter begonnen. Sie haben prima Aussichten, denn, um das Ende vorweg zu nehmen: GSAK-Geschäftsführer Wilfried Gossen plant mit ihnen. „Sie lernen das Unternehmen von der Pike auf kennen und mit einiger Erfahrung können sie später bei uns Führungsaufgaben übernehmen.“

Den ersten Monat auf dem Weg zum Ziel hat das Quintett schon überstanden. Und gut genutzt: Sie bilden unter der Regie ihres Ausbildungsbeauftragten nicht nur eine eigene Kolonne, sondern sind auch schon in einem Maß zu einem Team zusammengewachsen. Für Leonardo Cavalcante de Souza ist das wichtigste, dass am Ende alle die Prüfung erfolgreich abschließen.

Cavalcante fühlt sich mit seinen 25 Jahren als „alter Hase“. Er hat unter anderem als Hochbaufacharbeiter gearbeitet, wurde später von einer Zeitarbeitsfirma variabel eingesetzt und kam so auch als Zeitarbeiter und Springer zur GSAK — und hat sich sehr bewusst für die Ausbildung entschieden. Tobias Hirschberg (19) hingegen wollte eigentlich Automobilkaufmann werden, doch das hat nicht geklappt. Sein Vater hat ihn dann auf die Ausbildung zum Straßenwärter hingewiesen. Die Jobbeschreibung habe ihm sofort gefallen. „Draußen zu arbeiten finde ich gut. Ich freue mich, dass ich den Ausbildungsplatz bekommen habe.“ Dustin Goschin (20) ist im Portal der Agentur für Arbeit auf die Stelle aufmerksam geworden. „Sie hat mich direkt interessiert“, erzählt er. „Ich habe es gerne, wenn es sauber ist“, sagt er lächelnd.

Yavuz Berk (19) hatte eigentlich andere Pläne, wollte aber auch nicht ein Jahr Leerlauf haben. Sein Vater, selbst GSAK-Mitarbeiter, gab dem Sohn schließlich den Tipp, der sich auch direkt bewarb. „Ich wusste nicht, dass wir zu fünft anfangen würden“, sagt Berk. „Das finde ich sehr positiv.“ Dem Schüler Pascal Ferbert, mit 16 Jahren der jüngste im Team, sind die großen Poster der GSAK mit ihrer Fahrzeugflotte auf der Jobmesse des Arbeitsamtes aufgefallen. „Das sah ziemlich lustig aus.“ Der Straßenwärter passt für ihn. „Ich arbeite gerne handwerklich und draußen.“

Die Entscheidung, ein Quintett einzustellen, fiel ganz am Schluss. 25 Bewerber gab es, einen Einstellungstest mit einem theoretischen und einem praktischen Teil. „Am Ende blieben fünf Kandidaten übrig, die man alle nehmen konnte“, berichtet Gossen vom Testergebnis. Nach kurzem Nachdenken war klar: „Wenn wir die Chance auf qualifizierten Nachwuchs haben, dann bilden wir eben eine eigene Kolonne, statt zwei Auszubildende in bestehende Teams anzugliedern.“

Mit Udo van Düren war schnell ein Ausbildungsleiter gefunden, der den munteren Trupp jeden Tag unter seine Fittiche nimmt. Van Düren ist seit mehr als 25 Jahren im Betrieb. „Nach fünf Jahren normaler Arbeit habe ich hier angefangen“, sagt er knochentrocken und erntet Lacher — auch vom Chef.

Unkraut bekämpfen, Straßen kehren, mit Blasgeräten Dreck wegpusten — die ersten Schritte sind gemacht. Gab es schon Außergewöhnliches? Ja, sagt Leonardo Cavalcante de Souza, und rümpft die Nase: die Säuberung der wilden Müllkippe am Bahnhof mit ihren zahllosen Spritzen war „nicht so doll“.

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