Grüne Stadt Reichen zwei Fahrspuren auf der Glockenspitz?

Krefeld · Durch eine Verengung der Fahrbahn wäre nach Ansicht der Krefelder Grünen Platz für einen neuen, breiten Radweg sowie größere Baumscheiben. Bisher verkümmern zahlreiche Bäume oder sterben sogar ab.

 Einige Bäume sind an der Glockenspitz schon eingegangen. Ana Sanz Sanz (l.) und Heidi Matthias von den Grünen schlagen die Verengung von vier auf zwei Fahrbahnen vor, um mehr Platz für Fahrradfahrer und die Straßenbäume zu schaffen.

Einige Bäume sind an der Glockenspitz schon eingegangen. Ana Sanz Sanz (l.) und Heidi Matthias von den Grünen schlagen die Verengung von vier auf zwei Fahrbahnen vor, um mehr Platz für Fahrradfahrer und die Straßenbäume zu schaffen.

Foto: Yvonne Brandt

Auf der Glockenspitz sind an diesem Nachmittag nur wenige Autos unterwegs. Das liegt nicht nur an den Sommerferien. Schon lange sind die Zeiten vorbei, dass unter anderem wegen des Standorts der Elektrofirma Philips in Linn Tausende Arbeitnehmer täglich morgens über die zweispurige Fahrbahn in Richtung Linn oder weiter in den Hafen sowie abends wieder zweispurig zurück fuhren. In den 1960er-Jahre war diese Straße modern und breit ausgebaut worden, an der auch seit 1962 das heutige Berufskolleg Glockenspitz liegt. Anfang 2004 hatte der neue Eigentümer von Philips die Produktion in Krefeld geschlossen.

„Die Kapazität der vierspurigen Straße wird seit der Schließung von Philips nicht mehr ausgenutzt“, erklärt Ana Sanz Sanz, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen. Ihre Fraktion schlägt eine Reduzierung der Fahrspuren zugunsten von Radfahrern und der dortigen Straßenbäume vor, die in Folge der beiden trockenen Sommer und der kleinen Baumscheiben immer mehr leiden beziehungsweise absterben.

Die Radfahrer nutzen
die Radwege nicht mehr

Während andere Entsiegelungsmaßnahmen wie auch die Sanierung der Krefelder Radwege viel Geld und zeitlichen Vorlauf koste, könne auf der Glockenspitz rasch gehandelt werden. „Die alten, heruntergekommenen Radwege können entsiegelt und als breitere Grünflächen hergerichtet werden“, sagt Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias. Somit bestehe die Möglichkeit, neue größere Versickerungsflächen zu schaffen und die Baumscheiben zu vergrößern, um den Bäumen bessere Standortbedingungen zu verschaffen. „Auf einen Schlag erhöhen wir damit auch die Lebensqualität vor Ort“, so Sanz Sanz und Matthias.

Bereits jetzt nutzen viele Radfahrer den Fußweg oder die Fahrbahn, statt des Radweges. Denn die Wurzeln der Bäume hätten den Asphalt an vielen Stellen hoch gehoben oder es seien Risse entstanden. „Wenn man als Radfahrer einen Moment nicht Acht gibt, ist es passiert und man stürzt“, sagt Matthias, die selbst die Stadt überwiegend mit dem Fahrrad durchquert. „Wir hätten jetzt die Möglichkeit, die beiden äußeren Fahrbahnen der Glockenspitz in neue, zwei Meter breite Radfahrstreifen umzuwandeln und den motorisierten Verkehr zweispurig zu leiten, wie es vor der Einmündung in die Rembertstraße bereits der Fall ist“, erklärt Sanz Sanz. Mit entsprechenden Straßenmarkierungen wäre ihrer Meinung nach diese Umgestaltung einfach machbar.

Bereits jetzt parken auf der Straße vereinzelt Auto. Den geringen Verkehrsfluss behindere das nicht. Einen entsprechenden Vorschlag haben die Grünen als Antrag in der letzten Sitzung des Ausschusses für Bauen, Wohnen und Mobilität vor den Ferien eingebracht. Nach der Sommerpause geht es am 5. September weiter. Dann hoffen Sanz Sanz und Matthias auf eine positive Antwort beziehungsweise Unterstützung von anderen Parteien. Im Rahmen der Sanierung der Krefelder Radwege und der „Krefelder Fahrradoffensive“ der SPD gebe es genügend Anpackmöglichkeiten. „Wir sollten nicht lange warten und die Maßnahme in den Haushalt 2020 einstellen“, wirbt Matthias. Entsprechende Fördermittel können beantragt werden.

Die Anregung, die Glockenspitz umzuwandeln, stammt von einem engagierten Anwohner. Die Grünen haben das aufgegriffen. In Zeiten von Klimawandel, Erderwärmung, eines sich ändernden Mobilitätsverständnisses, der Forderung nach mehr urbanem Grün für ein besseres Stadtklima und höherer Aufenthaltsqualität bekommen solche Anregungen immer mehr Gewicht. „Und in dem Falle könnten wir etwas zum Positiven verändern, ohne große bauliche Maßnahmen“, sagt Sanz Sanz und Matthias stimmt zu. Ein Blick auf den geringen Verkehr lege das nahe. Die meisten Autofahrer würden inzwischen eh über die Berliner Straße fahren statt über die Glockenspitz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort