Groß Reinemachen im Samtweberviertel

Eine Aktionsgruppe der Initiative Null-Müll hat auf den Straßen aufgeräumt. Vor allem die jüngsten Helfer hatten großen Spaß.

In Neon-Westen, mit dicken Handschuhen ausgestattet und bewaffnet mit Müllzangen machen sich die Kinder an die Arbeit. Sie füllen große Müllsäcke mit Zeitungsschnipseln, Plastikmüll und Zigarettenstummeln. Dabei wird gelacht und geplaudert. Das große Reinemachen im Samtweberviertel macht Spaß — auch wenn der viele, achtlos weggeworfene Müll sie wütend macht. Rund zehn Kinder werden regelmäßig in der „Jugendhilfe Individuell“ betreut und sind Teil der Aktionsgruppe der Initiative Null-Müll der Nachbarschaft Samtweberei. Ein bunt gemischtes Team aus Erwachsenen aus der Nachbarschaft und befreit gemeinsam mit den Kindern am kühlen Samstagmorgen die Straßen vom Müll.

Die GSAK (Gesellschaft für Stadtreinigung) stellt Arbeitskleidung und Utensilien zu Verfügung. Es ist nicht nur kühl, sondern auch windig. Nicht die besten Umstände, um den Müll anderer von der Straße zu entfernen. Doch sie sind mit Spaß bei der Sache. Vor allem die Jungen und Mädchen: Sie lassen keinen noch so kleinen Schnipsel auf dem Bürgersteig liegen. Die neunjährige Medine will „ihr“ Viertel sauber halten: „Das sieht einfach schlimm aus. Wir wollen doch alle lieber in einer sauberen Umgebung leben“, findet sie. „Es wird Zeit, dass wir uns heute mal an die Arbeit machen“, sagt Medine. Und weiter: „Ich bin erstaunt, was wir alles gefunden haben. Viel Papiermüll und auch Glas.“

Groß Reinemachen im Samtweberviertel
Foto: Dirk Jochmann

Karla Friederici, Leiterin von „Jugendhilfe Individuell“

Ihre Schwester Merve (11) fügt hinzu: „Wir wollen heute etwas für die Umwelt tun und andere anspornen, die Müllentsorgung ernst zu nehmen.“ In der Tat befreien die fleißigen Helfer, die sich in mehrere Gruppen aufteilen, um möglichst viele Straßenzüge zu säubern, die Bürgersteige nicht nur vom Müll, sondern machen auch mit Plakaten auf ihre Arbeit aufmerksam. Karla Friederici, Leiterin von „Jugendhilfe Individuell“, freut sich über so engagierte Helfer: „Es ist nun mal leider so, dass es in dieser Gegend besonders dreckig ist. Wir möchten alle dazu animieren, bewusster durch die Straßen zu gehen und keinen Müll unachtsam wegzuwerfen oder sich beim nächsten Null-Müll-Tag zu beteiligen“, erklärt sie.

Damit auch wirklich jeder in der Nähe der einzelnen Gruppen weiß, was Sache ist, sind die Kinder mit Pfeifen ausgestattet, die das Grunzen von Schweinchen imitieren. Der zwölfjährige Mercy bläst feste hinein und lacht dann. „Eine echte Schweinerei, so viel Müll“, finden er und die anderen Kinder. Nachdem zahlreiche Säcke gefüllt sind, haben sich die fleißigen Helfer allesamt eine Pause verdient. Doch der Tag ist noch nicht vorbei. Die Kinder lernen bei einem Workshop, dass Müllverwertung auch Spaß machen kann. In den Räumlichkeiten von „Jugendhilfe Individuell“ erfahren sie, wie aus gebrauchten, scheinbar nutzlos gewordenen Materialien beim Basteln noch jede Menge Nützliches und Schönes entstehen kann — Spielzeug, zum Beispiel.

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