Krefeld Goldene Hochzeit: In der Königsburg begann ihre Liebe

1962 lernten sich Ursula und Klaus Hesse auf der Tanzfläche kennen. In diesem Jahr feiern sie ihre Goldene Hochzeit.

Krefeld: Goldene Hochzeit: In der Königsburg begann ihre Liebe
Foto: Dirk Jochmann

Die Königsburg ist mittlerweile Geschichte — bald wird das Gebäude abgerissen. Doch die Liebe von Ursula und Klaus Hesse währt noch immer — am 30. Mai feiern sie goldene Hochzeit. Und im ehemaligen Krefelder Veranstaltungshaus fing für die Traarer alles an.

Krefeld: Goldene Hochzeit: In der Königsburg begann ihre Liebe
Foto: Dirk Jochmann

1962 war ihr Jahr. Klaus Hesse war damals bei der Bundeswehr in Bremen stationiert. „Wir Jungs vom Rheinland kamen am Wochenende immer mit einem VW Käfer nach Krefeld. Und was macht man mit 19, 20? Da geht man tanzen“, erzählt der 76-Jährige und lächelt seine Frau an.

Und wie es der Zufall wollte, verschlug es ihn und seine Kumpels in die Königsburg — nach dem Zweiten Weltkrieg eine der wenigen Veranstaltungssäle in Krefeld. „An dem Tag machte der RWE-Männergesangsverein seinen jährlichen Ball und im Anschluss war freier Eintritt mit Tanzen“, erinnert er sich. Seine heutige Frau war mit den Eltern da. „Denn zwei meiner Onkel sangen in dem Chor“, erklärt die 74-Jährige. Dass an diesem Abend die Weichen für ihr Leben gestellt werden sollten, ahnte sie nicht. Doch ihr wurde schnell klar, dass Klaus Hesse ein Auge auf sie geworfen hatte.

„Damals gebührte es sich, mit der Dame, mit der man am Tisch saß, zu tanzen. Aber du hast das einfach ignoriert — du wolltest nur mit mir tanzen“, erinnert sie sich, schaut ihren Mann an und lacht. Trocken merkt er an: „Na ja, ich hatte ja nicht viel Zeit. Ich musste schon bald wieder zurück nach Bremen.“

Auf einige Tänze am Abend, folgte ein Treffen — und unzählige Packen Briefe. „Wir haben uns ständig geschrieben und mein Foto hing in seinem Spind in Bremen,“ so Ursula Hesse. Und dabei blieb es nicht. 1968 wurde in der Krefelder Heimat geheiratet, neun Jahre später zogen sie in ihr eigenes Haus in Traar. Heute gehören drei Söhne, eine Tochter und vier Enkelkinder zur Familie.

Klaus und Ursula Hesse haben ihre Wurzeln im Stadtteil. „Und wir sind eng mit der Seidenweberkultur verbunden“, sagt Klaus Hesse, der 46 Jahre bei der Textilausrüstungs-Gesellschaft (TAG) beschäftigt war. Seine Frau arbeitete lange bei der Vereinigten Seidenweberei Aktiengesellschaft (Verseidag). Und auch da spielte die Königsburg eine Rolle. „Ich hatte dort nicht nur meinen Abschlussball von der Tanzschule, sondern auch die Aufnahmeprüfung für die Verseidag“, berichtet die gelernte Industriekauffrau.

Neben ihrem Kennenlernen bleibt ein skurriles Erlebnis mit der Königsburg wohl ebenfalls besonders haften. „Wir kamen einmal aus dem Urlaub zurück und da stand ein fast schrottreifer Manta vor unserer Tür - unser ältester Sohn hatte ihn bei einer Prollparty in der Königsburg gewonnen,“ so der Traarer. Beide müssen lachen bei der Anekdote.

Dass die Königburg nun der Vergangenheit angehört, sehen die beiden aber eher nüchtern. „Das ist eben der Lauf der Zeit,“ so Ursula Hesse. Ebenso wie die Tatsache, dass die Traarer mit Beginn der Rente zu Weltenbummlern geworden sind. „2005 hatten wir alle fünf Kontinente bereist“, sagt der 76-Jährige.

Eine Reise klingt spannender als die andere. Mit dem Zug reisten das Ehepaar quer durch China und von dort mit der Transsibirischen Eisenbahn bis nach Moskau. Im Januar erst waren sie in Brasilien und im Spätsommer geht es mit dem Schiff über Island nach Grönland bis Kanada.

Und nebenbei macht Klaus Hesse noch ordentlich Strecke mit dem Fahrrad: von Krefeld bis Rom oder von Kopenhagen zurück in die Heimat. „Gut 20 000 Kilometer bin ich seit Beginn der Rente schon geradelt.“

„Bei allem Fernweh, was wir haben, ist es aber auch immer wieder schön, zu Hause zu sein“, sagt die Krefelderin. Ein ganz besonderer Tag in der Heimat wird der 30. Mai. Dann feiern die beiden nicht nur Goldene Hochzeit, sondern auch die Trauung ihrer Tochter. Es ist immer was los bei den Hesses. „Eins hatten wir im Leben nie: Langeweile“, fügt die 74-Jährige passend hinzu.

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