Glasdach Ostwall Zwei Dächer, zwei Karrieren

Krefeld · Heute ist das Glasdach am Ostwall repariert. Wieder mal. Engültig? Die WZ hat mal nach Ratingen geschaut, wo sie im Mai ebenfalls ein Dach eingeweiht haben. Und verglichen.

Düsseldorfer Platz, Glasdach, Ratingen, ZOB  Foto: Achim Blazy

Düsseldorfer Platz, Glasdach, Ratingen, ZOB Foto: Achim Blazy

Foto: Achim Blazy

Sie sollte die Innenstadt aufwerten, die Promenaden-Meile Ostwall ein Stück attraktiver machen. Innenstadtdirektor Eckhard Lüdecke sprach damals in Modellplänen vom „Erlebnisraum Innenstadt“. Doch die Haltestelle Ostwall mit ihrem futuristischen und leuchtenden Glasdach ist auch nach der Eröffnung im Dezember 2015 bis heute eine Baustelle geblieben. Die Glaskonstruktion verursacht andauernde Probleme, es regnet durchs Dach, Risse in den Scheiben. bis heute ist die Haltestelle mal wieder geschlossen. Die Reparatur soll abgeschossen sein. Endgültig? Ganz anders die im Mai eingeweihte Haltestelle am Zentralen Omnibusbahnhof in Ratingen-Mitte. Sie war preiswerter, schneller fertig und schreibt noch keine negativen Schlagzeilen. Ein Vergleich der beiden Bauwerke.

Gestaltung: Die Haltestelle Ostwall ist mit einem gebogenen Glas überdacht, das auf einer Stahlkonstruktion liegt. Die 108 Scheiben sind auf einer Länge von 125 Metern nur miteinander verklebt. Das Dach wird in Abständen von 13,5 Metern von Stahlstützen gehalten. Das Dach überlagert allerdings nur den Bahnsteig, nicht die Schienen oder Bussteige. Allein die Stahlkonstruktion wiegt 80 Tonnen, das Glas noch einmal 20 Tonnen. Es bietet eine Fläche von 1500 Quadratmeter.

Auch die Haltestelle in Ratingen ist überdacht, es umfasst aber den Bussteig und den Bahnhof gleichsam. Beide halten direkt nebeneinander. Der Knotenpunkt bietet überdachte Abstellanlagen und Fahrradboxen, Kundenpavillons der Rheinbahn und öffentliche Toiletten. 2300 Quadratmeter Betonfläche wurden bebaut, das Dach, eine Mischung aus Blenden und Glas, hat eine Fläche von 1750 Quadratmetern, davon 570 aus Glas.

Preis: Die Neugestaltung der Haltestelle Ostwall kostete insgesamt 20,47 Millionen Euro. Allein das Glasdach samt seiner umrahmenden Beleuchtung, die in mehreren Farben strahlen kann, kommt auf 3,3 Millionen Euro. Der Förderanteil des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) beläuft sich auf 9,16 Millionen Euro. Die aktuellen Reparaturkosten sind noch nicht mit eingerechnet.

Das Bauwerk am ZOB in Ratingen kostete 14,9 Millionen Euro, die Zuschüsse des VRR belaufen sich auf 7,5 Millionen Euro. Auch die Rheinbahn war mit 2,1 Millionen beteiligt. Durch die Städtebauförderung kamen noch einmal 1,05 Millionen hinzu. Das Dach alleine kommt auf 3,25 Millionen Euro. Die Tiefbauarbeiten kosteten 7,45 Millionen Euro.

Bauzeit: Die Baustelle am Ostwall wurde im Frühjahr 2014 eröffnet. Inbetriebnahme war am 23. Dezember 2015 nach 20 Monaten Bauzeit und neunjähriger Planung. Streng genommen befindet sich die Haltestelle aber aufgrund ihrer gravierenden Mängel bis heute in einem unfertigen Zustand.

Der neue ZOB in Ratingen am Düsseldorfer Platz brauchte mit leichter Verzögerung nur 18 Monate bis zur Fertigstellung. Inbetriebnahme war im vergangenen Mai. Spatenstich im September 2016. Die Klage eines Bürgers hatte die Planungen zuvor verzögert.

Mängel: Bereits kurz nach der offiziellen Fertigstellung wies das Dach in Krefeld Risse auf. Die Konstruktion war undicht, es regnete herein. Auch die Dornen auf dem Dach, die die Tauben abhalten sollten, waren nicht standfest. Ein Kleber hatte versagt. Zwischenzeitlich fehlten auch mal ganze Scheiben. Die Fahrgäste standen mit Regenschirmen unterm Dach. Laut einem Gutachten der spanischen Montagefirma Bellapart waren „thermische Belastungen“ der Grund für die Schäden im Glas. Die Gutachter von Feldmann/Weymann sehen die Schuld dagegen bei den Spaniern. Sie vermuteten einen „unsachgemäßen“ Umgang mit dem Glas während der Montage. Mülleimer wurden zudem erst im Nachgang installiert.

In Ratingen wurden bisher seit der Eröffnung vor drei Monaten keine Missstände öffentlich. Zuletzt wurde allerdings beklagt, es gebe zu wenige Sitzplätze am ZOB.

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