Gesamtschule Kurt Tucholsky: Marode nach nur 15 Jahren

Die dringendesten Sanierungsarbeiten an der Gesamtschule Kurt Tucholsky kosten rund 820.000 Euro. Nun ist die Politik am Zug.

Krefeld. Das Dach ist zurzeit provisorisch repariert, damit keine Feuchtigkeit ins Gebäude dringt und der Schimmelpilz Einzug hält. Die Holzrahmen der Fenster sind zugenagelt, damit sie nicht herausfallen. Die rund 15 Jahre alte Kurt-Tucholsky-Gesamtschule im Süden der Stadt ist ein „Pflegefall“. Und das schon seit Jahren. Rund 820 000 Euro werden die dringenden Sanierungsmaßnahmen jetzt verschlingen, falls der Rat sie bei den anstehenden Beratungen im Etat verankert.

Beim einst viel gerühmten ökologisch ausgerichteten Vorzeigeobjekt wurde wohl an der falschen Stelle gespart. „Wir hatten bei der Materialauswahl einen hohen Kostendruck und mussten nach rechtlichen Vorgaben das preisgünstigste Angebot nehmen“, berichtet Rainer Hendrichs, der Leiter des Fachbereichs Schule. „Das kann dazu führen, dass man qualitativ nicht so gute Sachen bekommt.“

Beispielsweise sei das Holz für die Fensterrahmen billig gewesen, so Hendrichs. Bereits nach wenigen Jahren hätten die ersten Fenster ersetzt werden müssen. „Auch hatten wir mit dem begrünten Dach noch keine Erfahrungen, die Machart besaß bautechnisch nicht den letzten Stand.“ 2004 musste es für 56.000 Euro saniert werden. „Wir haben daraus gelernt. Begrünte Dächer gibt es an den Schulen in Krefeld nicht mehr.“

Mit den Attributen „ökologisch, innovativ und schülergerecht“ wurde das „Modellprojekt“ einst gerühmt. Das Bündel an ökologischen Details umfasste neben der Dachbegrünung auch Regenwassernutzung und erhöhten Wärmeschutz.

Die Schule sollte — auch durch ihre aufgelockerte Bauweise mit Hauptgebäude und zwei Klassentürmen — dem Stadtteil neue Impulse geben. Dabei fehlt nach drei Bauabschnitten noch die geplante Aula, die auch als multikulturelle Begegnungsstätte im Südbezirk dienen soll.

Martin Brendle (SPD), der zuständige Bezirksvorsteher, möchte die Aula realisiert sehen. Er sagt: „Es kann nicht sein, dass dieses Gebäude nicht errichtet werden kann, weil das Geld für die Sanierung gebraucht wird.“ Für ihn seien das zwei unterschiedliche Dinge. Auf der einen Seite stünden die Erhaltungsmaßnahmen, auf der anderen der Neubau. Brendle: „Unser Ärger ist groß. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass ein städtisches Gebäude nach so kurzer Zeit so baufällig ist. Bei der Seidenweberhaus-Fassade ist es ähnlich. Jeder Privatmann wäre bei solch einer Bauweise schnell pleite.“

Für Fachbereichsleiter Rainer Hendrichs, der die Schule nach wie vor für ein Vorzeigeobjekt hält, sind die Sanierungsarbeiten unabdingbar. „Auf jeden Fall muss der Bestand gesichert werden einschließlich Brandschutz und energetischer Maßnahmen, ehe neu gebaut wird.“

Weitere pädagogische Zusatzmaßnahmen wie Aula und Turnhallen, die anderswo noch fehlten, seien wünschenswert, kämen aber erst an zweiter Stelle.

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