Thema des Tages Gesamtschule: Keine Schulfeier zum Jubiläum am Kaiserplatz

Grund zum Feiern gäbe es zum 30-jährigen Bestehen der Gesamtschule genug. Leiter Jochen Adrian, der dabei auch noch verabschiedet werden sollte, hat den Plan jetzt gekippt. Eine Behörden-Posse.

Jochen Adrian ist der Schulleiter der Gesamtschule Kaiserplatz.

Jochen Adrian ist der Schulleiter der Gesamtschule Kaiserplatz.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Das 30-jährige Jubiläum: An der Gesamtschule Kaiserplatz, der ältesten Gesamtschule Krefelds, sollte es mit einem großen Schulfest, zusammen mit der offiziellen Verabschiedung von Schulleiter Jochen Adrian, am 17. Juni gebührend gefeiert werden. Doch die Feierlaune ist Adrian schon vor Wochen vergangen.

Die Realisierung des Festes — aus Sicht des Schulleiters scheitert sie an bürokratischen Hürden seitens der Stadt, weshalb er sich nun schweren Herzens dazu entschieden habe, die Feierlichkeiten abzusagen. Wie es so weit kommen konnte? „Ich kann mir da vieles nicht erklären“, sagt Adrian.

Bereits im September vergangenen Jahres habe er das Fest bei der Schulverwaltung angemeldet, Einzelheiten Mitte März dann schriftlich mitgeteilt. Einzige Änderung zum Schulfest vor fünf Jahren: Statt des Bühnentrucks der Welle Niederrhein sollte auf dem Schulhof an gleicher Stelle eine fest installierte Leihbühne aufgebaut werden.

„Die Verantwortlichen in der Schule konnten also gut begründet davon ausgehen, dass einer Genehmigung nichts im Wege stehen würde, zumal auch eine Ortsbegehung mit dem Veranstaltungsmanagement dafür keine Anhaltspunkte gegeben hatte“, schreibt Jochen Adrian in einem offenen Brief, in dem er seinem Ärger Luft macht.

Dem ist offenbar nicht so. Um bei Schulfesten Essen und Getränke verkaufen zu können, brauche man eine Ausschankgenehmigung, und nicht nur die. „Der Verkauf ist eine genehmigungspflichtige Nutzungsänderung und die wiederum ein Bauantrag“, das habe ihm der zuständige Sachbearbeiter vor zweieinhalb Wochen mitgeteilt, sagt Schulleiter Adrian.

„Gleichzeitig teilte er uns mit, dass allein schon aus zeitlichen Gründen die Genehmigung keinesfalls mehr so rechtzeitig würde erteilt werden können, dass der Zeitpunkt des Schulfestes realistisch umsetzbar wäre.“ Und: Für die Kosten eines solchen Bauantrags — zwischen 3000 und 8000 Euro — hätte die Schule aufkommen müssen.

Adrian schaltet das Büro des Oberbürgermeisters ein und legt die Vorbereitungsarbeiten für das am Kaiserplatz geplante Fest auf Eis. „Ich kann es doch nicht verantworten, etliche tausend Euro für die Schule in den Sand zu setzen“, sagt er. „Obwohl wir unter anderem mit dem Bühnenverleiher, dem niederländischen Verleiher von Marktständen und der Band ,Planet Five’ unter starkem Zeitdruck wegen der endgültigen Vertragsunterzeichnung standen, haben wir auf Zeit gespielt.“

Nachdem die Bauaufsicht aber Ende April „lediglich die Prüfung eines von einem Architekten noch zu erstellenden Lageplans zusagte“, habe er das Schulfest abgesagt und auch die Verwaltung umgehend darüber informiert.

Nach seiner Absage sei die Sache bei der Stadt „hinter den Kulissen richtig in Bewegung“ gekommen, sagt Adrian. Vergangenen Mittwoch habe man ihm dann in Aussicht gestellt, der Lageplan müsse doch nicht von einem Architekten, sondern könne auch vom Veranstaltungsmanagement erstellt werden — müsse dann aber noch durch die Bauaufsicht geprüft werden, ergebnissoffen.

„Auf dieser Basis kann ich als Schulleiter keine Verträge abschließen“, sagt Adrian. Zumal: „Zu diesem Zeitpunkt waren wir mit den Planungen fürs Schulfest schon 14 Tage im Verzug“, die Leiterin des Organisationskomitees habe sich außer Stande gesehen, „die noch anstehenden Aufgaben fristgerecht zu erledigen.“

Und: Ob das Schulfest schließlich genehmigt würde, das habe ja weiter in den Sternen gestanden. „Das hat schon kafkaeske Züge“, sagt Adrian.

Stadtsprecherin Angelika Peters erklärt: „Bei den Vorbereitungen zu großen Veranstaltungen sind im Sinne der Sicherheit aller Teilnehmer strenge Vorkehrungen zu treffen.“ Sie bestätigt aber auch Jochen Adrians Schilderungen: „Im Zuge der Bearbeitung des Vorhabens hat sich herausgestellt, dass für eine abschließende Prüfung der sicherheitsrelevanten Aspekte zusätzliche Unterlagen und weitere Vorbereitungen notwendig sind, die von Schule und Verwaltung noch gemeinsam hätten erstellt beziehungsweise erarbeitet werden müssen.“

Dabei habe die Bauverwaltung signalisiert, wenn alle erforderlichen Unterlagen vorlägen, eine kurzfristige Prüfung durchzuführen „und alles in ihrer Macht stehende ermöglicht, damit das Fest stattfinden kann. Wegen des verbleibenden Restrisikos — insbesondere im Zusammenhang mit vertraglich einzugehenden Verpflichtungen — hat die Schule das Fest abgesagt.“

Schulleiter Jochen Adrian bedauert das besonders für seine Schüler: „Es tut mir leid für diejenigen, die so tolle Ideen entwickelt haben und jetzt enttäuscht werden.“ Er selbst wird am 17. Juni in den Ruhestand verabschiedet — dann ohne große Feier.

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