Gericht: Zwei Teppiche sorgen für Tumulte

Ein 36-Jähriger hat einer alten Dame überteuerte Brücken verkauft.

Krefeld. Wegen gewerbsmäßigen Betruges musste sich jetzt vor dem Krefelder Amtsgericht ein 36-Jähriger verantworten. Ihm wurde vorgeworfen, eine 86-jährige Dame zu Teppichkäufen genötigt zu haben. Vier Mal sollen der Angeklagte und seine Mittäter die Frau aufgesucht und ihr immer neue Teppiche zu überhöhten Preisen verkauft haben. Am Ende befanden sich 150.00 Euro sowie zwei hochwertige Teppiche aus dem Besitz der betagten Dame bei den dubiosen Teppichhändlern.

Der Angeklagte schilderte zunächst, dass er keine Ausbildung und keinen Schulabschluss habe, weder lesen noch schreiben könne und deshalb auf die Arbeit im Teppichhandel seines Onkels angewiesen sei. Die Vorwürfe der Frau wies er zurück. Zahlreiche Familienangehörige, die bei der Verhandlung zuschauten, stimmten ihm lautstark zu. Die ständigen Kommentare und das Klingeln verschiedener Handys veranlassten die Richterin mehrmals, mit Rauswurf zu drohen.

Ähnlich rücksichtslos zeigte sich der Familien-Clan auch bei der Abwicklung seiner Geschäfte der 86-Jährigen gegenüber: Er drängte sich an der Dame vorbei in ihre Wohnung und nötigte sie dazu, gemeinsam zur Bank zu fahren, um immer neue Geldbeträge abzuholen. Vor Gericht bereute sie, sich nicht sofort an die Polizei gewandt zu haben. Während ihrer gesamten Aussage machte die Rentnerin einen sehr klaren und aufmerksamen Eindruck. Als sie auch bohrenden Nachfragen des Verteidigers sicher standhielt, schwante diesem nichts Gutes. Deshalb bot er der Dame den alten Teppich und die sofortige Zahlung von 6000 Euro an, wenn das Verfahren dafür eingestellt würde.

Aber die resolute Dame zeigte sich mit diesem "Kuhhandel" nicht einverstanden und forderte die gesamte Summe und ihre beiden alten Teppiche zurück. Der junge Staatsanwalt und auch die Richterin zeigten sich nach kurzer Bedenkzeit einverstanden. Noch im Gerichtssaal zog das Familienoberhaupt der Teppichhändler ein dickes Bündel Geldscheine aus der Tasche und zwei große Teppiche wurden herein getragen. Da es aber nicht der Teppich der 86-Jährigen war und das Geldbündel nur 13.400 Euro enthielt, brach ein Tumult im Gerichtssaal los. Die Familienmitglieder stritten sich lautstark, bestürmten den Staatsanwalt und die Richterin, die schließlich den Saal räumte. Der Angeklagte hat nun sechs Monate Zeit, die Auflagen des Gerichts zu erfüllen.

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