Gericht: Der Mann ist „ein kaltblütiger Mörder“

Lebenslang für Fred Wittig, der in Krefeld einen Autohändler getötet hatte.

Krefeld. Fred Wittig zeigt keine Gefühlsregung, als der Richter das Strafmaß verkündet: Lebenslang muss der Mörder eines Krefelder Autohändlers ins Gefängnis.

Da das Gericht auch die besondere Schwere der Schuld feststellt, ist an vorzeitige Haftverschonung nicht zu denken. Für etwa 20 Jahre wird der Mann, der den 27-Jährigen durch einen aufgesetzten Schuss in den Hinterkopf tötete, hinter Gittern sitzen.

"Fred Wittig ist ein kaltblütiger Mörder, der Askin U. ohne jedes Mitleid hingerichtet hat", sagt der Vorsitzende Richter Herbert Luczak über den hünenhaften Mann, der in Norddeutschland aufwuchs und beruflich mit Projekten in der Türkei und zuletzt auf Mallorca mit einem Bootsreparatur-Betrieb scheiterte.

In akribischer Arbeit war ihm die Krefelder Kripo auf die Spur gekommen: Nach der Tat in dem Handel für hochwertige Gebrauchtwagen am 19. Mai 2008 waren DNA-Spuren sichergestellt worden, die auch zu einem bis dahin unbekannten Bankräuber passten. Der hatte in den 90er Jahren zweimal eine Sparkasse in Wuppertal und weitere zwei mal eine Bank im schleswig-holsteinischen Preetz ausgeraubt.

Immer mehr fanden die Ermittler über den Täter heraus. Der Druck wurde für den gelernten Kfz-Meister so groß, dass er seinen Eltern den Mord gestand. Sie zeigten ihn bei der Polizei an. Beamte konnten Fred Wittig am 7. Juli 2008 im mallorquinischen Sant Jordi festnehmen.

Dem Gericht hatte der 46-Jährige eine Geschichte aufgetischt, die der Richter als "vollständig absurd" bezeichnet. Während er die Banküberfälle einräumte, beschrieb Wittig der Polizei zunächst einen Niederländer, der den 27-jährigen Krefelder getötet habe.

Dann war es plötzlich ein türkischstämmiger Mann, dessen Identität er nicht nennen wollte, da dieser seiner Familie etwas antun könnte. "Wittig hat seine Aussage stets der Prozessentwicklung angepasst", stellte Staatsanwältin Beate Doege fest.

Richter Herbert Luczak wischt die Version Wittigs vom Tisch: "Für die Existenz eines anderen Täters gibt es nicht einen Anhaltspunkt." Es sei "krampfhaft Konstruiertes, was er uns hier anbietet, um sein Fell zu retten".

Der vierfache Vater, den ein Psychiater als "gefühlskalten Menschen, der über Leichen geht" bezeichnete, hat nach Überzeugung des Gerichts aus reiner Geldgier gehandelt und wurde zum Mörder, um den Zeugen eines versuchten Raubs aus dem Weg zu räumen.

Die Beweiskette sei "so dicht, dichter kann sie nicht sein". Neben den DNA-Spuren waren in Wittigs Wagen Tatwaffe und Computer des Opfers gefunden worden.

Der Verteidiger hatte argumentiert, die Tat als eiskalter Killer passe nicht zu dessen früherem Vorgehen als umsichtiger Bankräuber, der so wenig Gewalt wie nötig eingesetzt habe. Während er damals die Taten höchst präzise und aufwändig maskiert ausgeführt habe, müsse man im Mordfall beinahe von dilettantischem Vorgehen sprechen.

Das Gericht ist überzeugt, dass Wittig einen weiteren Mord an einem Autohändler im belgischen Schilde begangen hat, für den die Ermittler zunächst den Sohn des Opfers ins Gefängnis gesteckt hatten. Im Nachbarland erwartet Wittig wohl in Kürze ein weiterer Prozess.

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